Zweiter Tag, Montag 14. März 2022

 

Wir verbringen auf dem Stellplatz in Luxeuil-les-Bains eine ruhige Nacht. Bevor wir weiter fahren machen wir einen Spaziergang in die Stadt. Dort besuchen wir die 700 Jahre alte Basilika St. Pierre. Sie ist Teil des Klosters St. Colombian und ist sehr gut erhalten. Am späten Vormittag verlassen wir den Ort und fahren in Richtung Nancy weiter. Wir wollen die Region um Paris meiden und holen weit nach Norden aus. Ich habe im Navi die kostenpflichtigen Autobahnen deaktiviert und so führt uns das Navi hinauf nach Luxemburg und dann weiter nach Belgien. Gegen Abend suchen wir uns wieder einen Übernachtungsplatz und werden in Peruwelz, kurz vor der Grenze zu Frankreich fündig. Der Platz ist an einer Marina am Canal Nimy-Blaton-Péronnes. Er ist schön gelegen und bietet Platz für ca. 10 Mobile und kostet 5 Euro die Nacht.  Jetzt in der Vorsaison stehen mit uns nur 3 Mobile hier. Wir geniessen den Abend, inkl. Sonnenuntergang und sind nach der langen Fahrt bald in den Federn.

 

Anmerkung zum Stellplatz 

Der Platz hat auch WC und Duschen. Toilettenpapier muss man sein eigenes mitnehmen. Gemäss dem Platzwart wird das regelmässig gestohlen. Den Zustand der Einrichtung kennen wir nicht, wir haben unser eigenes WC/Bad benutzt. WC Kassetten können in einen Bodeneinlass vor dem Servicegebäude entleert werden.

Koordinaten: 50.5187, 3.6089

 

Dritter Tag, Dienstag 15. März 2022

 

Heute Morgen hören wir beim Aufwachen ein Tropfen auf dem Dach. Richtig, es regnet. Das Geräusch ist so einschläfernd, dass wir gleich ein wenig länger liegen bleiben. Irgendwann ist es aber doch Zeit. Da ich vorne schlafe, beginne immer ich mit der Morgentoilette und Helene hat jeweils eine kleine Gnadenfrist. Nach dem Duschen tippe ich routinemässig auf die Füllstandsanzeigen von Frisch- und Abwasser. Das Abwasser ist leer. Kann ja nicht sein den nach dem Abwasch und meiner Dusche von vorhin müssten ca. 7L drin sein. Das Nachsehen bestätigt meinen Verdacht, ich habe nach dem letzten Ablassen des Grauwasser den Hahn nicht geschlossen. 
Die Fahrstrecke nach Le Treport ist mit ca. 220Km nicht so lange. Gemütlich fahren wir über nicht mautpflichtigen Autobahnen und Landstrassen. In Le Treport wählen wir einen Stellplatz oben auf den Klippen. Die SP in Frankreich sind aus Schweizer Sicht günstig. Ein Dichtestress, der ein Freistehen nahe legen würde, stellt sich um diese Jahreszeit nicht ein. 
Am Nachmittag erkunden wir das Städtchen. Von den Klippen gibt es eine Treppe direkt hinunter zum Hafen. Es hat aber auch eine kostenlose Standseilbahn. Das Städtchen ist hübsch, viele Läden und Restaurants sind noch geschlossen. Zurück nehmen wir dann die Bahn. Heute Abend werden wir uns nach einem Restaurant umsehen. Wir möchten auswärts Essen gehen. Es wird es aber schwer haben an die Kochkünste von Ernst heran zu kommen, die wir am Wochenende geniessen durften.

Vierter Tag, Mittwoch 16. März 2022

 

Noch ein Nachtrag zu gestern Abend. Wir waren zum Essen im Restaurant Le Saint Louis. Vorher haben wir uns diverse Speisekarten anderer Lokale angesehen. Das Essen war sehr gut. Als wir das Restaurant um ca. 21.15 verlassen steht uns ein satter Verdauungsspaziergang bevor. Die Standseilbahn fährt so spät am Abend nicht mehr. Das heisst, dass wir die 110 Hm hinauf zur Klippe zu Fuss bewältigen müssen. Da sind, je nach Quelle, 350 - 390 Treppenstufen. Nachgezählt haben wir das aber nicht. 

Heute Morgen nehmen wir es gemütlich. Wir bleiben noch einen Tag länger hier. Ursprünglich wollten wir oben den Klippen entlang in Richtung Priel-sur-Mer wandern. Leider war der Wanderweg aber wegen Abrutschgefahr gesperrt. So wandern einfach in die andere Richtung. Wieder zurück nach Le Tréport, queren den Hafen und erreichen Mers-les-Bains. Hier fallen uns die vielen schönen Häuser aus der Zeit der Belle Époque auf. Sie haben bunte Erker, Fassaden und teilweise neckische Türmen. Sie wurden vor 150 Jahren von reichen Leuten aus Paris gebaut. Heute stehen sie unter Schutz und das ist auch dringend nötig, denn teilweise sind sie in einem sehr schlechten Zustand.

Von dort geht es dann wieder hinauf auf die Klippe zur Notre Dame de la Falaise und noch ein Stück weiter.  Dieser Abschnitt gehört zum Sentier Littoral. Man ist gut beraten auf dem Weg zu bleiben und sich nicht dem Klippenrand zu nähern. Das Gestein sieht instabil und brüchig aus. Ein Absturz würde fatal enden. Nach drei Stunden kehren wir wieder um. In Le Tréport sitzen wir in ein Kaffee und schauen uns  das Treiben auf dem Quai an. In der Hauptsaison wäre mehr los und deswegen vermutlich auch interessanter. Nach dem Zahlen der Rechnung stelle ich fest, dass das Wechselgeld nicht stimmt. Es fehlen 10 Euro. Beim Reklamieren in der Bar rückt die Servicedame den 10 Euro Schein ohne jegliche Diskussion sofort heraus. Ich hatte schon beim Eintreten in die Bar den Eindruck, dass sie genau wusste weshalb ich kam.

Der Rückweg zum SP ist inzwischen Routine. Unterbrochen wir er von einem Besuch in der Bäckerei, die am Weg zurück zur Bahn liegt. Den Abend lassen wir beim Blog schreiben und planen des nächsten Tages im Womo ausklingen.

Fünfter Tag, Donnerstag 17. März 2022

 

Heute verlassen wir Le Tréport und fahren der Küste entlang weiter südwärts. Unser erstes Ziel ist der kleine Ort Veules-les-Roses. Hier ist der kürzeste Fluss Frankreichs. Er 1150m lange und windet sich durch das pittoreske Dörfchen. Seit dem Mittelalter hatte es hier viele Mühlen um die sich dann nach und nach das Dorf entwickelt hat. Am Oberlauf hat es noch einige bewohnte Häuser mit Reetdächern. Es gilt als eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Leider haben es hier Wohnmobile schwer. Der ungepflegte und schmuddelige SP mit angrenzendem CP hat noch geschlossen. Es gäbe noch einen weiteren Platz für Womo's, aber dort ist das übernachten nicht erlaubt. Wir parkieren am Strassenrand und spazieren dann dem Flüsschen entlang durch das Dorf bis zum Strand und wieder zurück. Es hat uns gut gefallen und wir können einen Besuch empfehlen. 
Die anschliessende Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltete sich dann schwieriger. Einen schönen Platz bei Sotteville-sur-Mer auf den Klippen war schon besetzt. Wir hatten es befürchtet. Der grosse Parkplatz, der mit einer Höhenbarriere versehen ist, war leer und die beiden Plätze auf denen Wohnmobile noch Platz haben war besetzt. Leider waren fast alle Stellplätze in der Region noch geschlossen oder hatten so miserable Bewertungen, dass wir sie erst gar nicht angefahren haben. Wir beschlossen deshalb, gleich bis nach Etretat zu fahren. Dort hat es neben einem Camping einen SP der offen ist und ganz passabel zu sein scheint. Wir haben Glück und wir ergattern noch einen Platz. Bis in das Dorf am Meer sind es zu Fuss ca. 20 Min..Dank eines Energieanfalls schaffen wir es sogar auch noch hinauf auf die Klippen. Uns gefällt es hier gut, wir beschliessen hier sicher zwei Nächte zu bleiben.

 

Ein kleiner Nachtrag bleibt noch. Heute machen wir Bekanntschaft mit der französischen Gendarmerie. :-(
Wir fahren auf einer kleinen Nebenstrasse (Max. 3.5T) in das Dorf Candy-Barville. Es geht steil hinunter und mitten drin hat es ein Stoppschild wegen einer kleinen Nebenstrasse. Die Stelle ist von meiner relativ hohen Position im Ducato relativ übersichtlich. Ich halte kurz an, damit meine ich, dass ich voll auf die Bremse trete und gleich wieder los lasse. Kurz darauf ein Riesen Geheul hinter mir - die französische Gendarmerie mit Blaulicht und voll Rohr Sirene. Ich denke, die haben es eilig und mache brav Platz und fahre zur Seite. Die halten aber neben mir an und geben mir zu verstehen, dass sie es auf uns abgesehen haben. Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Ein wenig später wird klar warum, sie behaupten ich hätte am Stop nicht angehalten. Nun ist es ja so, dass das Diskutieren mit der Polizei sinnlos ist, nicht nur in Frankreich. Nach einer halben Stunde warten, während der sie telefonieren und vermutlich nachfragen mit wem sie es hier zu tun haben, eröffnen sie mir eine Busse von sage und schreibe 135 Euro. Die Rechnung werden sie nach Hause in die Schweiz schicken. Dann steigen sie wieder in ihre Karre und fahren zurück in ihr Versteck. Vermutlich war ich heute nicht der Letzte denn sie an dieser blöden Stelle erwischen.

Mir tut nur die französische Beiz leid, bei der wir nun nicht erscheinen werden, weil wir die 135 Euro Staatsabgabe irgendwie kompensiert müssen.

 

Die Bilder wurden alle in Veules-les-Roses gemacht

 

Sechster Tag, Freitag 18. März 2022

 

Wir bleiben heute noch in Etretat. So gehen wir es gemütlich an und machen uns auf eine kleine Wanderung auf dem Sentier Littoral. Wir kommen nur langsam vorwärts. Die Falsises bieten immer wieder neue Einblicke an die Küste. Hinter dem berühmten Falaise d'Aval taucht bald noch ein weiteres Felsentor auf. Allerdings muss man auf diesen Klippen immer sehr genau darauf achten wo man hintritt. Die Absturzgefahr an den Rändern ist sehr real. Wenn ich andere Leuten beobachte die sich ziemlich sorglos an den Kanten bewegen, denke ich dass diese am Morgen vermutlich mindestens 3 "Vater Unser" gebetet haben, um soviel Selbstvertrauen aufzubauen. In der Nähe des Cap d'Antifer kehren wir wieder um. Zurück in Etretat kehren wir in einem Strandrestaurant ein. Helene bestellt sich Fisch & Chips, für mich gibt es Moules Frites. Wir bekamen zum Glück einen guten Tisch zugewiesen. Die Gästen neben uns war nicht so happy, als sich eine Möve während des Flug genau über ihrem Tisch erleichterte. Ein Plexyglasscheibe hat den grössten Teil abgefangen. Die Schweinerei war auch so noch gross genug.

 

Am Abend gehen wir zum Fötelen nochmals auf die Falaise an der Küste. Die goldene Stunde dauert um diese Jahres Zeit nur ein paar Minuten. Viel Zeit bleibt nicht. Auf dem Rückweg ist es dann stockdunkel. Ein oder zwei passable Bilder hat es dann aber doch noch gegeben.

Siebter Tag, Samstag 19. März 2022

 

Wir verlassen heute den Stellplatz in Etretat. Hier hat es uns gut gefallen. Der einzige kleine Nachteil ist, dass der Fussmarsch in das Dörfchen 20 Min. dauert. Hier wären Fahrräder keine schlechte Sache. Wir haben den Weg fünfmal hin und zurück gemacht. Bevor wir abfahren machen wir noch wie üblich die V/E. Bei uns heisst das Grauwasser ablassen, Urintank leeren und Frischwasser füllen. Das mit dem Frischwasser klappt heute leider nicht. Das Bezahlterminal, geht nur mit Karte, funktioniert aber nicht. Ist aber nicht weiter tragisch, Wasser haben wir noch genug.

Weil wir unser Navi so eingestellt haben, dass es alle mautpflichtigen Strassen und Autobahnen meidet, fahren wir einen weiten Bogen die Seine hinauf bis zur ersten mautfreien Brücke, der Ponte de Biotonne. So fahren wir immer wieder über kleine Strassen, die meist auf 3.5t limitiert sind übers Land und schmucke Dörfer. So stolpern wir über eine Tankstelle bei der der Diesel nur 1.86 Euro kostet. Das kommt uns gerade recht, zeigt die Tankanzeige doch nur noch 1/4 an.
Um die Mittagszeit erreichen wir Honfleur. Ein schöner Ort an der Mündung der Seine, den uns auch Inge wärmstens empfohlen hat. Der SP ist riesig aber zu unserem Erstaunen sicher schon zu 80% belegt und das Mitte März. Mit unserer kleinen Zora findet sich aber problemlos einen Platz. Den Nachmittag benutzen wir für einen ersten Gang in die Stadt. Es ist noch Markt und das Städtchen ist gerammelt voll. Kein Vergleich zu den fast leeren Orten die wir bis jetzt erlebt haben. Irgendwann ergattern wir draussen an der Sonne ein kleines Tischchen bei einer Brasserie. Bei Kaffee und Kuchen lassen wir es uns gut gehen. 
Sehr gefallen hat uns die alte Holzkirche die der heiligen Catherine gewidmet ist. Es ist die grösste Holzkirche Frankreichs. Ein eindrückliches und wunderschönes Bauwerk.