Zweiundzwanzigster Tag, Sonntag 3. April 2022

 

Heute verabschieden wir uns von der Atlantikküste. Wir fahren nach Azay-le-Rideau an der Loire. Die Fahrt ist sehr abwechslungsreich und führt über unzählige Kreisel und durch viele Dörfer. Das Verkehrsaufkommen heute Sonntag ist mässig. Am meisten Verkehr hatte es in den Dörfern rund um die Bäckereien. Nimmt mich mal wunder, wie viele Km in Frankreich an einem Sonntag morgen für eine frische Baguette gefahren werden. Irgendwo bei einem Intermarché sehen wir ein Schild, das den Diesel für 1.75 Euro anpreist. Klar dass wir sofort abbiegen. Aber wir haben Pech, der Stoff ist bereits ausverkauft, kein Wunder bei diesem Tiefstpreis. 

Kurz vor dem Stellplatz erwartet uns noch eine komplizierte Umleitung. Die Strasse im Zentrum wird neu gemacht. Der SP liegt idyllische am Fluss Indre, ist abgesehen von zwei Wohnmobilen, leer. 

Das schöne Chateau Azay-le-Rideau liegt gleich neben an. Klar dass wir es uns ansehen. Gerade um diese Jahreszeit hat es nicht viele Besucher und man kann sich das alles in Ruhe anschauen. Das Fotografieren ist erlaubt und so machen wir auch viele Bilder. Anschliessend besuchen wir auch die gleich daneben liegende Kirche.

Es bläst ein eiskalter Wind und so fällt uns der Besuch eines kleinen heimeligen Cafés leicht. Drinnen ist es eng aber warm und gemütlich. Ich bestelle mir eine «Grand Chocolat» und Helene einen Milchkaffee. Ich habe die bessere Wahl getroffen. Erstens ist die Heisse Schokolade wirklich heiss, hervorragend und dann bekomme ich gleiche eine ½l Kanne. Dazu bestellen wir zwei Patisserie. Das ganze für 14 Euro.

Nach einem kurzen Rundgang durch das Dorf verziehen wir uns in die geheizte Zora und diskutieren den nächsten Tag. Wir werden uns noch ein weiteres Chateau anschauen. Welches das sein wird seht ihr dann im nächsten Teil.

 

Dreiundzwanzigster Tag, Montag 4. April 2022

 

Heute mache ich noch vor dem Zmorge einen Spaziergang in die Bäckerei. Wir haben kein Brot mehr. Nach der höflichen Begrüssung fällt die Konversation mit meinem rudimentären Französisch etwa so aus: "Je voudrais un pain, S'ilvous plait". Die Verkäuferin fragt etwas, was ich nicht verstehe. Vermutlich fragt sie was für eines. Ich deute auf das erste von rechts im Regal und frage "Est-ce fait avec la farine blanc?" "Oui sagt sie,, ich deute auf das Nächste und stelle die gleiche frage. Sie sagt wieder oui. Um das Ganze abzukürzen, es warten schon andere Leute frage ich: Avez vous un pain avec farine non blanc?" Ich weiss nicht was dunkles Mehl heisst ;-) Sie deutet auf  eines unten im Regal. Ich sage erleichtert: "Ok, je le prend". Ich bin froh es geschafft zu haben, die wartende weitere Kundschaft vermutlich auch.

Nach dem Frühstück fahren wir los. Weil ich im Navi die Autobahnen nun ganz deaktiviert habe führt es uns mitten durch die Stadt Tours. Als wir das geschafft haben geht die Strasse immer der Loire entlang bis nach Amboise. Der Stellplatz liegt auf der Insel in der Loire, gleich neben dem Campingplatz. Dann besuchen wir das Schloss. Vom Fluss her sieht es imposant aus. Es war eines der wehrhaftesten Chateau an der Loire und war auch eine zeitlang im Besitz der Könige. Leider wurden viele Gebäude vor ca. 200 Jahren abgerissen. Es steht nur noch etwa 1/4 der ursprünglichen Gebäude. Auch im Innern ist nicht mehr allzu viel von der einstigen Pracht zu sehen. Interessant war es trotzdem allemal. 
Azay-le-Rideau das wir gestern besuchten ist viel kleiner und war nie im Besitz der Könige. Aber es ist mehr vom einstigen adeligen Leben zu sehen. Mir hat es besser gefallen als Amboise. Es gäbe noch Chambord, wir haben aber gelesen, dass es fast völlig eingerüstet ist. Wir besuchen es vielleicht ein anderes Mal.
Am Nachmittag sitzen wir vor der Zora in unseren Stühlen und geniessen die Sonne noch ein letztes Mal. Das Wetter soll von Morgen an schlechter werden. Mal sehen, ob es wirklich so kommt.

Vierundzwanzigster Tag, Dienstag 5. April 2022

 

Wir verlassen als Erste den SP. Die andern Womos sind offenbar alle noch im Tiefschlaf. Das Ziel ist der Campingplatz in Beaune. Wir haben uns zwei Chateau's angesehen und das reicht uns für den Moment. Wir fahren in Richtung Vierzon und dann weiter nach Bourges. Bis dahin gibt es, ausser dass die Fahrt durch schöne Gegenden führt nicht viel zu berichten. Vor Bourges will uns das Navi auf eine Umfahrungsstrasse leiten. Wie wir schon öfter erlebt haben, ist die Route aber wegen Bauarbeiten geschlossen. So fahren wir auf einer Ausfallstrasse hinein nach Bourges. Das Navi will unser aber partout immer wieder zum Kreisel mit der gesperrten Strasse zurück bringen. So ignoriere ich die Anweisungen mal  und fahre stur gerade aus. Nach 10 Min. folge ich dem Navi wieder, in der Hoffnung, dass es endlich eine alternative Route anzeigen würde. Helene bestätigt, dass gemäss Google auf ihrem Handy alles gut sein sollte. Bis ich einige Läden wieder erkannte die mir bei der Fahrt ins Zentrum schon aufgefallen waren. Einfach auf der anderen Seite und in umgekehrter Reihenfolge. Wir mich ist klar dass da,  entgegen Helenes Google Beteuerungen, etwas nicht koscher war. An Stelle von technikgläubigkeit ist nun rationales Handeln angesagt. Ich folge nun stur den Schildern in Richtung Nevers. Nach ca. 20 Min und etwa 25 Kreiseln ist klar, dass es gut kommt. Wir nähern uns Nevers und sind wieder auf dem richtigen Weg. Über Chateau-Chinon und Autun erreichen wir das Burgund. Wir kommen an den berühmten Orten von Auxey-Duresse, Monthelie, Volnay und Pommard vorbei. In Beaune steuern wir gleich den CP an. Wir schauen uns das Städtchen dann Morgen an. Nach der langen Fahrt haben wir heute keine Lust mehr.

PS. Helene denkt immer noch, dass sie in Bourges richtig gelegen ist ;-)

Fünfundzwanzigster Tag, Mittwoch 6. April 2022

 

Heute schauen wir uns das Städtchen Beaune an. Es hat ca. 20'000 Einwohner und ist das Zentrum des Weinbaugebietes Cote de Beaune. Die Stadt macht auf uns den gleichen Eindruck wie die anderen auch, die wir uns angeschaut haben. Zu nennen wäre da Etretat, Honfleur, Dinard, Concarneau usw. Alle haben Charme, haben eine schöne alte Bausubstanz und wirken doch eine wenig herunter gekommen. Offensichtlich fehlt das Geld um das alles in gutem Zustand zu halten. Eine Ausnahme hier in Beaune gibt es allerdings. Es ist das Hotel Dieu. Eine Besichtigung ist unserer Meinung nach Pflicht. Es wurde im Jahr 1443 als Spital gegründet. Heute dient es teilweise als Altersheim und ein Teil ist auch Museum. Hier findet auch jedes Jahr die Auktion der Weine aus dem Stiftungsbesitz des Hospiz de Beaune statt. Die Preise die hier gelöst werden haben einen grossen Einfluss auf die Preisgestaltung eines Jahrgangs in der Cote d'Or.
Nach dem Sightseeing besuchen wir ein Kaffee und anschliessend, es wird ein wenig sonniger, sitzen wir draussen bei einem Restaurant an der Strasse bei einem Glas Wein. Ein Bier passt hier in diesem Zentrum des Weines nicht wirklich
Morgen machen wir uns auf die Heimreise. Vielleicht, abhängig vom Wetter, ergibt sich noch ein Abstecher an die Cascade des Tufs. Wir werden sehen.

Die Bilder aus den Innenräumen stammen alle aus dem Hotel Dieu

Sechsundzwanzigster Tag, Donnerstag 7. April 2022

 

Wir verlassen den Camping in Beaune relativ früh. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen als ich den Motor unserer Zora starte, so ruhig ist es noch auf dem Platz. Wir sind nun endgültig auf dem Weg zurück in die Schweiz. Dabei haben wir aber beschlossen, einen Abstecher an die Cascade des Tufs bei Baume-les-Messier zu machen. Dort hat es einen wunderschönen Wasserfall. Das regnerische Wetter ist ideal für die Wasserfallfotografie. Keine Sonne, die störende Reflexionen verursacht und vermutlich hat es auch nicht viel Gegenverkehr bei diesem schlechten Wetter. Die Zufahrt dorthin ist relativ eng wie so oft im französischen Jura.

Wir haben dank des Wetters Glück. Der PP ist leer, keine Menschenseele weit und breit. Dafür schifft und stürmt es wie erwartet. Das Fotografieren unter diesen Bedingungen ist etwas mühsam. Da wir ja zu zweit sind können wir es uns einfacher machen. Während Helene fotografiert bin ich der Assistent mit Regenschirm und umgekehrt.
Nach zwei Stunden verlassen wir den Ort wieder. Vorne im, Ort beim Kloster biegen wir scharf rechts ab und fahren sehr steil hoch und verlassen das enge Tal in Richtung Pontarlier. Wir beschliessen direkt nach Hause zu fahren. Es stürmt und regnet nun, wie voraus gesagt, sehr heftig. Auch Morgen Freitag soll es sehr übel sein. Bei Verrière-de-Joux gelangen wir wieder in die Schweiz. Die weitere Fahrt durch das Val de Travers und dann via La Chaux de Fonds und Saignelégier verläuft entspannt und angenehm. Zuhause angekommen wir die Zora ausgeräumt. Was ich mich aber langsam frage ist, warum muss es eigentlich immer regnen, wenn wir die Zora ein- oder ausräumen? Das war bis jetzt nämlich immer so.
So nun ist für ein paar Wochen Pause. Im Mai geht es dann wieder los nach Skandinavien.

Cascade des Tufs
Cascade des Tufs