Achtung, es beginnt am Ende (ganz unten)
Heute ist das Programm vorgegeben. Die Fahrt zum Fährhafen in Hull steht an. Zuerst
hinunter bis nach Preston und dann bei Leeds vorbei bis nach Hull. Die Fahrt verläuft flüssig und ereignislos. In Hull müssen wir wieder über denselben Kreisel, wo wir ein paar Autofahrer
verärgert hatten. Und tatsächlich, da gibt es eine Ampel, die ich übersehen hatte. Unglaublich, dass mir so etwas passieren kann. Zum Glück ist damals nichts passiert.
Das Einchecken ist Routine und wie schon beim Hinfahren muss ich den Voyager wieder rückwärts zwischen die LKW’s stellen. Das Bordleben ist schnell erzählt. Ein wenig hinaus auf das Sonnendeck,
mit dem Telefon ein paar Fotos knipsen und wieder zurück in die Bar und beim Bier auf das Ablegen und die Öffnung des Speisesaals warten. Die Überfahrt ist ruhig.
Am Morgen wird es ein wenig hektisch. Die Durchsage, dass der Speisesaal für das Frühstück geöffnet wurde, reisst uns aus dem Schlaf. Im Eiltempo aufstehen, duschen und anziehen. Dann gibt Toast
mit Spiegelei, Schinken, Speck und schwarzem Kaffee.
Dann bereit machen, damit wir bei der entsprechenden Durchsage hinunter auf das Deck 3 zu unserem Fahrzeug kommen. Wir wollen den Weg für die LKW’s schnell frei machen. Das klappt dieses Mal auch
gut. Nur beim Zoll dauert es dann wieder ewig bis wir durch sind.
Die Fahrt nach Hause wird dann mühsam. Wegen der vielen Staus führt uns das Navi über Antwerpen. Dort ist es aber auch nicht viel besser. Die LKW stauen sich rund um Antwerpen zweispurig über gut
15Km.
Dann wird es besser und wir kommen gut vorwärts. Von Karlsruhe bis Basel ist es dann wieder sehr zäh. Schlussendlich kommen wir um 20:30 zu Hause an. Es regnet in Strömen, aber das Auto muss komplett ausgeräumt werden. Da um 11:00 am nächsten Tag in der Innerschweiz Abgabetermin ist, muss das heute noch erledigt werden. Um 7:00 beginnen wir mit dem Putzen des Innenraums und der Heckgarage. Nach 2 Std ist das geschafft. In 4 Wochen sammelt sich doch einiges an und wir wollen das gut machen. Das Auto geht mit Woche bereits nach Bern an den Caravan Salon. Roland von Womorol übernimmt zum Glück die Aussenreinigung. Wir hätten die notwendigen Mittel nicht gehabt, um ein 3 Meter hohes Wohnmobil zu waschen. Schlussendlich hat alles gut geklappt.
Es waren schöne ereignisreiche Ferien. Wir sind weit herumgekommen. Das Reisen in einem kleinen Reisemobil, wie es ein Kastenwagen ist, gefällt uns gut. Man ist unabhängig und flexibel, kann innerhalb der Vorschriften fast überall freistehen. Kann aber auch auf Campingplätze, wenn man deren Infrastruktur nutzen möchte. Während dieser Zeit haben wir auch entscheiden können, was für uns in Frage kommt. Wir werden uns nun einen Globe Traveller Voyager ZS kaufen. Entscheidend für dieses Modell sind der Doppelboden der das Fahrzeug voll wintertauglich macht. Ein weiterer Punkt ist, dass es ohne Hecktüren auskommt. Uns gefällt bei diesem Fahrzeug auch die hohe Qualität des Ausbaus. Auch die Aussenmasse sind mit 6m Länge, 2.05m Breite und 3m Höhe nicht zu gross. Nach der Messe in Bern werden wir einen Voyager bestellen.
Morgen müssen wir bereits wieder nach Hull auf die Fähre. So beschliessen wir, uns zu
erholen und das Fahrzeug stehen zu lassen. Wir wandern zu Fuss einem kleinen Fluss entlang nach Kendal. Ein altes Städtchen mit einer langen Vergangenheit. Der Weg bis zum alten Castle, heute
eine Ruine, dauert ein wenig länger als angenommen. Dafür haben wir von dort oben eine weite Sicht in das Umland.
Später, nach einem wieder längeren Fussmarsch sind wir in Kendal. Leider haben sie hier keine Fussgängerzone. Wir verziehen uns bald in das heimelige „Two Sisters Cafe“. Die Kuchen sind natürlich
wieder super. Viel Schokolade und Caramel, ein Genuss.
Beim Rückweg schauen wir in einem Morrison vorbei. Wir brauchen noch eine Flasche Wein und Apero. Wir können den letzten Abend in England ja nicht bei Brot und Wasser verbringen.
Heute verlassen wir den CP in Keswick. Das Ziel ist Buttermere ein wenig weiter westlich. Der Platzwart wiegt bedenklich den Kopf und meint, dass die Strassen dort teilweise schon sehr eng wären. Wir beschliessen, es uns einmal anzusehen.
Bei Braithwaite verlassen wir die A66 und fahren in das Dorf. Nach kurzer Zeit, beim
Dorfausgang, kommt eine sehr enge Stelle an der wir kaum durchkommen. Ein weiterer Blick nach vorne stimmt mich auch nicht optimistisch. Ich biege kurz entschlossen links ab. Das war keine gute
Idee, denn nun stehen wir in den sehr engen Strässchen des Wohnquartiers. Google ist fleissig am Rotieren und ist der Lage auch offenbar nicht mehr Herr. Ich zirkle um 3 enge Ecken nur um
festzustellen, dass Google mich auf einen winzigen Hotelparkplatz gelotst hat. Ok, gemäss Google wäre es auf der anderen Seite weiter gegangen. Leider ist das aber nicht möglich. Dort ist ein
Garten und kein Durchgang. Wir müssen irgendwie wenden, rückwärts kommen wir um die engen Ecken nicht mehr raus. Zum Glück ist eine kleine Ecke auf dem PP frei. Ich kann dort, weil zu schmal,
nicht hinein aber es reicht immerhin, um die vordere Ecke ein wenig hineinzustellen. So kann ich das Wendemanöver starten. Ich weiss nicht mehr, wie viele Male ich vor und zurück musste.
Schliesslich schafften wir es aber, unter diversen amüsierten Blicken aus den Fenstern, den Platz zu verlassen. Es folgten diverse diffizile Manöver um Häuserecken bis wir wieder draussen waren.
Dann folgte der zweite Fehler. Ich entdecke ein Hinweisschild mit Buttermere und folge ihm. Was mir nicht auffällt ist, dass keine Straßen Nummer angegeben ist und das hätte mich stutzig machen
sollen. Die Strasse wird immer enger und es kommt genauso wie es offenbar auch immer sein muss. In einer Kurve steht plötzlich ein LKW vor uns und wir haben Glück. Links hat es eine Hauseinfahrt
und so kommen wir aneinander vorbei. Statt um zu kehren bin ich weitergefahren. Das nächste Hindernis ist wilde Fasanen. Auf ca. 200m Länge sind hunderte auf und neben der Strasse. Ich fahre
vorsichtig und langsam. Fast im Sekundentakt fliegt sie vor unserem Voyager auf.
Die Strasse wird noch unübersichtlicher und wir beschliessen umzukehren.
Kaum sind wir am Zurückfahren kommt die finale Herausforderung. Im Waldstück kommt uns wieder ein LKW entgegen. Diesmal aber ein Sattelaufleger mit Betonelementen. Offenbar wir weiter hinten
gebaut. Das Riesending hat ja alleine fast keinen Platz auf der Strasse. Links von mir hat es sowas ähnliches wie eine Ausweichstelle. Ich fahre soweit es geht links hinaus bis der Wagen voll
Kontakt mit dem Bord hat. Der LKW macht dasselbe. Vorsicht fährt der LKW los. Im Rückspiegel sehe ich, dass wir nur ca. 3-5cm Abstand haben. Dann bleibt der LKW stehen, es geht offenbar nicht.
Zurückkönnen weder er noch ich, wir stehen zu nahe beieinander. Ich drehe unsere Räder schräg in das Bord und gebe Gas. Ich kann mich so noch in das Bord hineingraben. Der Dreck fliegt aber ich
schaffe so noch die wenigen notwendigen Zentimeter.
Wir sind vorbei und fahren zurück auf die A66. Unser Bedarf an schmalen Strassen ist gedeckt. Im Nachhinein habe ich auf Google gesehen, dass wir die B5292 über den Whinlatterpass hätten nehmen
sollen. Die ist zwar auch schmal aber doch ein wenig besser als die Noname nach Buttermere.
Die Zeit ist auch schon fortgeschritten und so fahren wir an die Westküste des Lake District, von dort hinunter bis fast nach Barrow und von dort hinüber nach Kendal. Auch auf dieser Strecke gibt es viel zu sehen und wir halten häufig an. In Kendal gehen wir wieder auf einen kleinen schnuckeligen und wunderschön gelegenen CP. Der Platzwart in Keswick hat ihn uns empfohlen.
Nach der üblichen Morgenroutine, die nur von Helenes Versuchen unterbrochen worden ist, einen der vielen Fasanen auf dem CP zu fotografieren, parkieren wir um. Dann
geht es ab zur ca. 10 Min. entfernten Busstation. Der CP Manager hat uns empfohlen die Gegend mit dem Bus zu bereisen. Die Idee ist gut. Es hat immer noch sehr viele Feriengäste und die
Parkplätze sind überall gut belegt. So kaufen wir uns eine Tageskarte und steigen im Bus hinauf in den ersten Stock. Da haben wir einen guten Überblick. Wir fahren
zuerst bis nach Windermere hinunter. Eine schöne abwechslungsreiche Fahrt. In Windermere ist Endstation. Zu Fuss gehen wir hinunter nach Bowness zum See, dass wir uns den 20 minütigen Marsch
hätten sparen können, stellen wir erst später fest. Es gäbe auch einen Bus.
Zeit haben wir genug uns so buchen wir eine kurze Rundfahrt auf dem See. Dabei erfahren allerlei interessantes. Windermere ist der grösste natürliche See in
England. Leider ist es auch hier wie anders wo, ein grosser Teil des Ufers ist in privater Hand und für die Öffentlichkeit gesperrt.
Nach der Rundfahrt steigen wir wieder in den Bus und machen einen Stop in Grasmere. Das ist ein kleiner pittoresker Ort. Berühmt für das gute Gingerbread. Wir decken
uns natürlich auch damit ein. Nach Tee und Kuchen in Heidi’s Cafe fahren wir mit dem Bus zurück nach Keswick.
Bilder habe ich keine von unserem Ausflug mit gebracht. Dafür gibt es ein paar Bilder aus unserem Kastenwagen
Der Wetterbericht für Schottland ist wieder richtig übel. Wir entschliessen uns nach England hinunter in den Lake District zu fahren. Dort waren wir noch nie.
Seltsamerweise fällt mir das gar nicht so leicht. Wir sind in einem Kastenwagen unterwegs der ja gerade diese Flexibilität ermöglicht. Aber offenbar bin ich nicht so flexibel und zu stark auf
Schottland eingefahren und auf das was ich alles so geplant habe. Ist ein komisches Gefühl, na ich habe ja Helene die hält mir den Spiegel vor die Nase (Grummel).
Also suchen wir uns einen CP im Lake District. Dort hat es, gemäss der App nicht viele Plätze zum freistehen. Bei vielen die aufgeführt sind, lesen wir in den Kommentaren, dass dort eigentlich
das Übernachten verboten sei. Da wir uns in einem Gastland an die Regeln halten, fallen für uns diese Plätze alle weg. Wir beschliessen auf einen CP in Keswick am Derment Water zu gehen. Es ist
sowieso an der Zeit wieder zu Ent- und Versorgen. Reservieren oder anrufen tun wir nicht. Wir gehen davon aus, dass das Mitte Oktober nicht mehr nötig sei.
Als wir dort ankommen ist die Überraschung gross, der CP ist fast voll. Wir bekommen nur einen Platz, weil unser Kastenwagen nur 6m lang ist und weil wir bereit sind am nächsten Morgen
umzuparkieren.
Der Platzwart ist sehr hilfsbereit und freundlich. Wir werden persönlich eingewiesen und als wir nach Restaurant Empfehlungen fragen gibt er uns einen guten Tipp und macht gleich auch noch die
Reservierung. Die Beiz war wirklich der Hammer. Meine Sparerips sind super und auch Helene ist sehr zufrieden. Wenn ihre einmal in Keswick sein solltet können wir das Packhorse Inn
empfehlen.
Übrigens ist auch unser Platz auf dem CP perfekt. Er war nur noch frei, weil die Engländer mir ihren 8m Womos darauf keinen Platz haben. So endet auch dieser Tag gut.
PS. Das Wetter ist auch hier nicht besser. Seit 15 Uhr schüttet es wie aus Kübeln und es sollte bis zum nächsten Morgen nicht aufhören. ;-)
Fotos habe ich an diesem Tag keine gemacht
Heute ist Wandertag, das Wetter ist gut. Wir haben gut geschlafen, zu hören war nur das Röhren der Hirsche. Das hat aber nicht gestört, es gehört ja zu dieser Jahreszeit.
Wir gehen auf den Schiehallion. Der Berg ist 1063 Meter hoch. Die Wanderung dauert ca. 4-6 Std, es sind ca. 10km und 700 Hm zu bewältigen. Das ist problemlos machbar. Zudem gibt es einen guten
Weg, kein sumpfiges Gelände und auch keinerlei technische Schwierigkeiten.
Heute ist Samstag, gutes Wetter und ein in Schottland sehr populärer Berg. Der Berg wird pro Jahr von ca. 20`000 Wanderern besucht. Wir werden heute nicht allein sein. Das schwierigste haben wir
schon erledigt, den PP haben wir uns schon gestern Abend gesichert.
Wir brechen relativ früh auf. Der Weg ist anfangs flach und beginnt dann langsam anzusteigen. Wir halten immer Ausschau nach den Hirschen, die wir nachts und auch während des Frühstücks immer
gehört haben. Sehen tun wir sie vorläufig nicht aber hören. In den höheren Lagen sehen wir dann Schneehühner und auch einen Schneehasen. Er hat bereits die ersten weissen Flecken im Fell. Oben
ist das Gelände felsig und von dicken Gesteinsbrocken übersäht. Der Weg ist nur sehr schwach ausgeprägt. Balancieren über die Steinbrocken ist angesagt. Steinmänner weisen den Weg. Oben auf dem
Gipfel bläst ein eisiger Wind. Eine Regenfront zieht vorbei. Wir bleiben an einer windgeschützten Stelle ein wenig sitzen. Es treffen immer mehr Leute ein. In einer Gruppe junger Männer gibt
einer offiziell bekannt, dass er bald heiraten würde und lädt seine Kollegen zur Hochzeit ein. Sie freuen sich alle und ich darf das Gruppenfoto machen.
Im Abstieg entdecken wir weit unten dann die Hirsche. Im Feldstecher sehen wir das es zwei grosse Rudel sind. Beide werden von kapitalen Bullen dominiert. Wir schauen ihnen eine Weile zu. Die
Platzhirsche sind dauernd damit beschäftig, die jüngeren Störenfriede zu verjagen und die Damen einzusammeln. Die haben ganz ordentlich Stress. Leider taucht kein grösserer Herausforderer auf.
Einen Kampf hätten wir natürlich gerne auch beobachtet.
Es kommen uns immer mehr Leute entgegen. Unser Wagen ist vermutlich zu parkiert. Als wir dann unter ankommen ist auf dem PP ein riesen Ghetto. Der PP ist völlig zu. Wir haben wieder einmal Glück.
Ein junges paar aus Oxford mit uns unten angekommen und hatte gleich neben uns parkiert. Ihre Wegfahrt gibt mir den Raum, den ich brauche um weg zu kommen.
Die Suche nach einem Platz für die Nacht ist in diesem Teil Schottlands schwieriger als in den Highlands. Es hat nicht so viele schöne Plätze zu freistehen. Nach einer Fahrt dem Loch Tummel
entlang, dann wieder durch Pitlochry landen wir auf einem PP in Blairgowrie. Ein grosses WoMo steht schon dort. Wir stellen uns 20m weiter daneben. Später kommt noch ein Drittes. Unterwegs hätte
es zwar ein paar gute Plätze gehabt, aber die waren leider alle schon besetzt. Es sind immer noch viele Womo unterwegs und diese Gegend ist bei den Engländern sehr populär. Ist aber auch nicht
weiter schlimm, zur Not können wir ja jederzeit auf einen CP ausweichen.
Am Morgen werden wir bald geweckt. Was wir gestern Abend im Dunkeln nicht gesehen haben ist, dass gleich neben uns auf dem PP die Busse für den Bahnersatz wenden.
Der PP dient auch als Umsteigestation. Der Bahnersatz ist notwendig, weil zwischen Chrianlarich und Fort William am Bahntrassee Unterhaltsarbeiten gemacht werden. Zum Glück stehen wir am Rand des
PP. Es ist schon 8:00 und somit nicht so tragisch. Wir brechen auf in Richtung Pitlochry. Die Strasse dorthin ist gut zu fahren und bietet wundervolle Ausblicke. Es herrscht nicht viel Verkehr
und so bummeln wir entspannt dahin. Dabei habe ich aber immer den Rückspiegel im Auge, damit ich den schnelleren Fahrzeugen an den vielen Lay-by Platz machen kann.
Wir halten auch immer wieder an, so auch in Killin, dem kleinen Ort am östlichen Ende des Loch Tay. Der River Dochart führen wegen der vielen Niederschlägen der vergangenen Tage sehr viel Wasser.
Der Fall of Dochart, mitten im Dorf, ist deshalb heute besonders spektakulär.
Wir nehmen uns die Zeit hier ein paar Bilder zu machen. Auf den nassen Felsen ist aber Vorsicht geboten. Ein Sturz in den reissenden Fluss würde mit grosser Sicherheit tragisch enden.
Die Fahrt dem Loch Tay entlang ist ein Genuss. Nach dem Loch Tay bleiben wir auf der A827. Sie führt immer noch dem Fluss entlang. Der hat aber nun seinen Namen geändert und nennt sich River Tay.
Nach einem kurzen Stück auf der Autobahn treffen wir in Pitlochry ein. Pitlochry ist eine Touristenhochburg und dem entsprechend ist das Gewusel gross. Restaurants und Outdoorläden prägen das
Bild. Wegen Umleitungen, es wird auch hier überall gebaut, müssen wir durch Wohngebiete fahren um nach Edradour zu kommen. Wir haben uns entschlossen diese Distillerie wieder einmal zu
besuchen.
Es ist die kleinste Distillerie in Schottland. Was hier in einem Jahr produziert wird erledigen die Grossen an einem Tag. Das macht diese Distillerie für uns so sympathisch. Zudem liegt sie
idyllisch in einer ruhigen Mulde. Die Führung beginnt hier für einmal mit einer Degustation. Der junge Mann, stilgerecht mit Kilt und allen dazu gehörenden Accessoires ausgestattet, fetzt die
Führung präzise und zielstrebig durch. Fragen werden präzise beantwortet. Keine langfädigen nichts sagende Antworten. Eine Führung ganz nach meinem Gusto. Im Laden decken wir uns natürlich ein,
wenn wir ja schon mal da sind. Vor allem mit Honig und Konfitüre und ein wenig Whisky.
Nach der Tour konsultieren wir den Wetterbericht. Der ist für den nächsten Tag ganz ok. Eine Wanderung auf den Schiehallion wäre eine gute Sache. Also tippen wir den Ausgangspunkt für die
Wanderung in das Navi ein. Das ist der PP Braes of Foss. Als wir dort ankommen sind nicht viele Autos da. Wir finden einen ebenen Platz und auch das berüchtigte „No Overnight“ Schild gibt es hier
nicht. Also bleiben wir. So können wir am nächsten Tag gleich von hier losmarschieren.
Wir genehmigen uns einen Apéro und richten uns gemütlich ein.
Neuer Tag, neues Glück. So schaut’s aus. Wir verlassen den CP bald. Unsere Vorräte sind zusammengeschmolzen. Es braucht Nachschub. Als das alles erledigt ist fahren
wir das Glencoe hinauf zum bekannten Spot mit dem Wasserfall und dem Buachaille Etive Mor. Wir haben Glück, es sind fast keine Autos da und so finden auch wir gut einen Platz. Dann schnell zum
Wasserfall eilen. Hier wären eigentlich Gummistiefel das richtige Schuhwerk. Das Gelände ist sehr sumpfig. Kaum angekommen blasen wir auch schon wieder zum Rückzug. Eine stürmische Regenfront
zieht vorbei. Das gibt die Gelegenheit im Kasten einen Kaffee zu machen und etwas Süsses zu knabbern. Eine Stunde später dann einen neuen Versuch. Wieder zieht eine Regenfront heran. Aber diesmal
ziehen wir es durch. Das Problem ist, dass der Wind genau von vorne kommt. Die Linse bleibt keine 2 Sek. tropfenfrei. Putzen, dann den Lappen auf der Linse halten, Timer starten und beim Pieps
Ton wegnehmen. Mit Glück gibt es so ein tropfenfreies Foto.
Dann fahren wir zum Loch Lomond zu den Falls of Falloch. Auch hier schüttet es wieder. Das wäre zum Fotografieren auch nicht weiter schlimm. Mühsam ist nur der ständige heftige Wind, der die
Regentropfen an die Linse drückt. Wir versuchen es trotzdem, vielleicht wird es trotzdem was.
Dann überlegen wir, ob wir gleich die Nacht über hierbleiben wollen. Erlaubt wäre es, aber der Platz ist morastig und nicht sehr einladend. Bei schönem Wetter ist es hier sicher gut. In der App
finden wir einen guten Ort, nur können wir ihn nicht erreichen. Die Brücke ist gesperrt und wir müssten einen grossen Umweg fahren. Schliesslich landen wir wieder in Chrianlarich auf dem PP
mitten im Dorf mit dem in diesem Gebiet unvermeidlichen „No Overnight Parking“ Schild. Gleich gegenüber hat es ein Pub. Wir lassen den Kasten erstmals auf dem PP stehen und gehen zum Essen in das
Pub „Rod’n Reel“. Das Essen ist gut und beim Bezahlen fragen wir wie ernst das mit dem Schild gehandhabt wird. Die Wirtin meint wir sollen nur dortbleiben. Es gehe nur darum, dass dort in der
Hochsaison eine Sauerei hinterlassen wird. Wir sollen einfach alles wieder ordentlich verlassen. Somit ist auch dieses Problem gelöst und wir haben eine ruhige Nacht verbracht.
Viel gibt es von heute nicht zu berichten. Das Wetter ist unverändert, stürmische Böen und sehr viel Regen. Ausschlafen, z’Mörgele und eine Wanderung zum Glencoe Lochan.
Fotografisch ergibt sich nicht viel. Zu gross ist das einheitliche Grau. Wertvoll ist der Besuch trotzdem, bei besseren Bedingungen ist das sicher ein guter Ort für schöne Landschaftsbilder. So
wächst die ToDo Liste für spätere Besuche.
Später im Kastenwagen wird gelesen, geschrieben und diskutiert wohin wir als nächstes fahren werden. Das schottische Wetter ändert sich aber so schnell, dass solche Pläne regelmässig über den
Haufen geworfen werden. Es wird auch diesmal so sein.
Die Nacht war ruhig und wir haben gut geschlafen. Es herrscht dicker Nebel und leichter Regen. Beim Morgenessen sehe ich durch das Fenster grosse Holztransporter die
Strasse herauf und hinunter fahren. Bei der Begegnung mit einem solchen LKW wird es auch an den Ausweichstellen eng. Also habe ich sie im Auge und nach einiger Zeit ist klar, dass es immer
dieselben beiden sind. In der Zwischenzeit machen wir den Abwasch und räumen den Kasten wieder einmal auf. Die Fahrt hinunter geht gut, mit normal grossen Fahrzeugen geht das Kreuzen immer gut.
Mit dabei ist fast immer auch das rote Auto der Royal Mail. Unten an der A82 biegen wir ab in Richtung Fort William. Auffallen tun die im Normalfall kleinen Bäche die nun alle sehr viel Wasser
haben.
In Fort William werden diverse Besorgungen erledigt. Dann folgt ein Besuch in einem Coffee Shop. Immer eine gute Idee, die Kuchen hier sind immer köstlich. Viele haben viel Caramel und Schokolade
drin. Perfekt für das schottische Wetter. Dann folgt ein Besuch des Outdoorladens gleich unter dem Kaffee. Helene sucht immer noch Wanderschuhe. Sie findet leider wieder nichts Passendes in ihrer
Grösse. Dafür habe ich welche gefunden. Die Marke Keen, die ich wegen ihrer Breite im Zehenbereich, sehr schätze gibt es bei uns zu Hause nicht mehr. Also habe ich hier sofort zugegriffen.
Wir fahren weiter ins Glencoe auf einen Campingplatz. Ich brauche 230V um meinen Macbook wieder aufzuladen. Ich habe mir zwar vor den Ferien extra einen 12V Adapter gekauft. Der bringt aber die
Leistung nicht. Das Macbook ladet nicht. Wieder einmal ein Beispiel dafür „wer billig kauft, kauft zweimal“. Ich werde mir zu Hause umgehend einen original Apple Adapter kaufen.
Eigentlich wäre die Absicht gewesen, wieder einmal auswärts essen zu gehen. Die Beiz wäre nur ca. 800m entfernt. Wegen der sturmartigen Böen kommt der Regen wieder einmal horizontal. Da
verbringen wir den Abend lieber gemütlich in unserem Kasten.
Um es gleich vorweg zu nehmen, wir haben nicht gut geschlafen. Die Nacht war extrem stürmisch. Die Sturmböen haben den Kasten so stark geschüttelt, dass wir immer wieder aus dem
Schlaf gerissen wurden. Sorgen machten uns die Tannen. Sie schwächten die Böen zwar ein wenig ab, aber zugleich befürchteten wir, dass eine abbrechen könnte.
Wir verlassen den Platz bald, wir wollen aus dem Glenbrittle weg, bevor die asiatische Armada mit ihren Mietwagen aufkreuzt. Das ist eine echte Plage geworden. Es regnete und schüttet
unaufhörlich. Trotzdem entschliessen wir uns bei Sligachan in Richtung Portree und dann ins Trotternish zu fahren. Wir haken alle Viewpoints ab, Zeit haben wir ja genug. Der Wind ist teilweise so
extrem, dass wir ausserhalb des Windschattens unseres Fahrzeuges kaum stehen können. Bei Staffin biegen wir in die steile enge und bis zu 15% steile Strasse hinauf in den Quiraing ab. Es geht
alles gut bis zur letzten steilen Haarnadelkurve. Dort hängt ein Franzose mit seinem 8m Wohnmobil fest. Auf der Innenseite der Kurve hat es noch Platz. Kein Problem denke ich, mit unserem agilen
6m Kasten kommen wir hier problemlos vorbei. Der Gedanke wäre bei trockenen Verhältnissen auch ok gewesen. Ich bleibe prompt auch hängen, die Räder drehen in der steilen Innenseite der Kurve
durch. Erst jetzt sehe ich, dass mächtig viel Wasser über die Kurve fliesst. Ich lasse den Wagen ein wenig zurückrollen und rutsche prompt in die Leitplanke. Man bin ich sauer, auf mich, weil ich
die Situation falsch eingeschätzt habe, auf die elenden Touristen mit ihren übergrossen Kisten und speziell auf die Franzosen, weil gerade einer vor mir war. Schluss endlich komme ich aber doch
noch durch.
Oben auf dem PP hat es dann wenigstens Platz. Das miserable Wetter auch doch noch Vorteile. Zuerst begutachte ich noch den Schaden. Es ist zum Glück nicht so schlimm wie ich befürchtet habe. Der
Ärger ist trotzdem gross.
Wir packen unsere Fotorucksäcke und eilen zu dem Spot, den ich schon von früher kenne. Als wir ankommen ist der Platz von einer Fotografin mit ihren Schülern besetzt. Aber wir sind ja flexibel
und finden ein zwei Meter oberhalb einen Platz der auch ganz ok ist. Wir sind so in das Fotografieren vertieft, dass wir die Regenfront zu spät sehen. Völlig durchnässt erreichen 20 Min. später
wieder unser Fahrzeug. Ist aber alles halb so wild, wir haben ja eine Trocknungskabine.
Wir fahren dann weiter nach Uig und dann in das Fairy Glen in der Hoffnung dort einen Platz zu übernachten zu finden. Die Strasse dorthin ist extrem übel. Als wir dann dort ankommen ist nix mit
freien Plätzen. Alles voll von asiatischen Selfiestick Touristen mit ihren Mietkarren. Ich beginne langsam aber sicher Aggressionen gegen die Typen aufzubauen. Also nichts wie weg und weg von
Skye. Skye werde ich in Zukunft nicht mehr ansteuern, wie geht es hier erst im Frühling und Sommer zu, wenn es jetzt im Oktober bei miserablem Wetter schon so viele hat? Nein Die Isle of Skye ist
für uns Geschichte, hierher kommen wir nicht mehr.
Wir verlassen die Insel und fahren dann hinauf zum Viewpoint oberhalb von Ratagan. Dort haben wir unsere Ruhe für die Nacht. Ausser uns ist nur noch ein Franzose dort und nein es ist derjenige
aus der Kurve bei Quiraing.
Obwohl es uns auf dem CP Morvich gut gefällt packen wir nach dem Frühstück zusammen und fahren zur Entsorgungsstation. Auch das ist hier gut gelöst. Das Grau- und
Frischwasser ist hier vom Schwarzwasser räumlich getrennt. Das sollte eigentlich auf allen CP’s Standard sein. An der Rezeption haben wir noch einen kurzen Schwatz mit dem freundlichen Personal
und dann machen wir uns auf den Weg.
Der anhaltende Regen hat sich plötzlich entschlossen eine kurze Pause zu machen. Kurz entschlossen fahren wir nach Ratagan hinauf. Aus Recherchen weiss ich, dass es dort einen super
Aussichtspunkt hat. Die Gipfel der Five Sisters of Kintail sind zwar wie erwartet in den Wolken aber angesichts der herrschenden Bedingungen sind wir mit der Sicht zufrieden. Der Regen setzt nun
aber wieder ein und wir machen uns vom Acker.
Wir kennen Skye schon sehr gut, wollen aber doch nochmals dorthin fahren. In Lochalsh kurz vor der Skye Bridge tanken wir nochmals auf. Ich komme mit dem gelangweilten Tankwart ins Gespräch.
Irgendwie kommen wir auch auf die Mobilfunk Abdeckung zu sprechen. Im NW Schottlands hat es ausserhalb der Dörfer noch vielen weisse Zonen. Er ist mit der Situation gar nicht zufrieden. Offenbar
kennt er auch Deutschland und meint, dass dort die Situation noch viel schlechter sei, was eigentlich schon erstaunlich sei. Wir sind uns einig und stufen Muttis Land unter grossem Gelächter auf
ein europäisches Entwicklungsland hinunter. Gut gelaunt trennen wir uns und wir fahren weiter nach Skye.
Wir fahren zuerst zu den Fairy Pools und parken oberhalb des offiziellen Parkplatzes ein wenig im Wald. Wir sind als erste dort und ergattern die einzige einigermassen ebene Fläche. Bei Kaffee
und Scones mit Butter warten wir ab, ich habe immer noch die Hoffnung, dass es ein wenig besser werden könnte. Tatsächlich hört es eine Stunde später auf. Ich packe den Fotorucksack und breche
auf. Helene bleibt im warmen Kastenwagen, sie traut der Sache nicht. Zurecht wie sich herausstellen sollte. Ich fotografiere zuerst bei den Wasserfällen auf der linken Seite und gehe dann
hinunter wo der Weg verläuft. Ich hätte es mir denken können. Wegen der extremen Regenfälle der letzten Tage ist es unmöglich über den reissenden Bach zu kommen. Ein junger Schotte probiert es
trotzdem und steht nach einem Schritt prompt bis zu den Hüften im Wasser. Inzwischen ist auch die Regenpause vorbei und es schüttet wieder wie aus Kübeln. Zudem setzen zu allem Überfluss auch
noch sturmartige Böen ein. Alles klar, ich ziehe mich zurück. Völlig durchgenässt komme ich nach 15 Min. bei unserem Kasten an.
Und nun bin ich froh, dass wir in einem komfortablen Fahrzeug unterwegs sind. Schnell trockene Sachen anziehen, die nassen Sachen im Bad aufhängen, das ist, wenn die Heizung aktiv ist, immer der
wärmste Ort im Fahrzeug. Die Klamotten werden bis spätestens Morgen trocken sein.
Der Platz hat sich in der Zwischenzeit gefüllt. Kontakte und Gespräche gibt es leider keine. Wegen des miserablen Wetters haben sich alle in ihre Wagen zurückgezogen. Es wird eine unruhige Nacht
werden. Es kommt ein Sturm auf.
Mit der Wahl des Schlafplatzes haben wir es gut getroffen. Wieder ein Beispiel dafür, das es nicht immer eine App braucht, um etwas Gutes zu finden. Am Vormittag
besuchen wir Attadales Garden. Wir stehen ja fast davor und so bietet es sich an. Wir sind die einzigen Gäste. Am Kassenhäuschen ist man froh über unser Vorbeikommen. Das unterbricht die
Langeweile und man hat wieder jemanden zum Plaudern.
Am Nachmittag suchen wir uns einen Campingplatz. Das Wetter ist so richtig übel und wir müssen auch bald wieder Entsorgen. Der erste Platz auf der Liste, Ardshelves bei Eilean Donan verlassen wir
umgehend wieder. Uns ist schleierhaft, warum der so gute Rezensionen hat. Der Nächste, der Platz des Motorhome und Caravaning Club ist perfekt. Nicht ganz billig aber dafür alles in bester
Verfassung und perfekt organisiert. Hier bleiben wir. Am Nachmittag besuchen wir Ron und Pam in Broadford auf der Isle of Skye. Wir haben in den letzten Jahren insgesamt drei Wochen in ihrem
B&B verbracht haben seither Kontakt.
Die restliche Zeit bis zum Abend verbringe ich am Laptop mit dem Erstellen von Backup’s (Fotos), und Tagebuch schreiben. Der Regen hat nun voll eingesetzt und sollte bis zum nächsten Morgen nicht
mehr aufhören.
Die Nacht war sehr unruhig. Stürmische Böen zerrten und rüttelten die ganze Nacht über an unserem Kasten. Wir kommen relativ früh aus den Federn und können so auch
zeitig losfahren.
Das Ziel ist das Loch Maree und der National Park Ben Eighe. Eine kleine Wanderung soll es heute geben. Das Loch Maree ist das letzte grössere Süsswasser Loch in Schottland in dem es keine
Fischzucht Industrie gibt. Das letzte Mal, als wir dort waren, konnten wir die wunderschönen Prachttaucher beobachten. Wir parken am östlichen PP und machen uns auf den Mountaintrail. Das ist
eine 4-5 Std. dauernde Wanderung. Höhenmeter sind nur ca. 500 zu bewältigen. Wir haben einen guten Tag erwischt. Im unteren Teil geht es durch einen schönen Wald und später steil durch felsiges
Gelände. Der Weg ist durchwegs gut und auch gut markiert. Die Wanderung bekommt eine Empfehlung von uns.
Wir fahren weiter auf der Coastal Route bis nach Shieldaig. Dass wir dorthin fahren hat einen einfachen Grund und heisst Nanny’s Coffee Shop. Die Kuchen sind dort einfach super. Das Wetter ist so
gut, dass wir sogar draussen sitzen können.
Weil das Wetter so gerade so gut ist, beschliessen wir, weiter der Küste entlang bis Applecross zu fahren und dann gleich auch noch den berühmten Bealach na Ba zu überqueren. Bekannt ist er wegen
der sehr steilen und schmalen Strasse. Es ist bereits 18:00 als wir ihn in Angriff nehmen. Das Licht beginnt golden zu werden und die Fahrt zu einem tollen Erlebnis. Nur noch einzelne Fahrzeuge
kommen uns entgegen. Während der Hochsaison, wenn all die asiatischen Mietwagen und alle Womo’s meinen, den Pass überqueren zu müssen, würde ich das bleiben lassen. Auch die Strecke Shieldaig
nach Applecross wäre vermutlich kein Vergnügen. So stehen wir aber nach kurzer Zeit alleine auf dem Pass. Die Stimmung ist wunderbar und wir erwägen kurz die Nacht hier oben zu verbringen. Es
sind aber erneut heftige Stürme vorhergesagt und die Lage hier oben ist sehr exponiert. Wir geniessen noch kurz die prächtige golden Stimmung und fahren dann weiter. Unten angekommen, ist die
Sonne weg und die Suche nach einem Übernachtungsplatz beginnt. Park4Night und Co. finden nichts Vernünftiges in der Nähe. Wir fahren weiter und schlussendlich finden wir bei Attadale einen guten
Platz. Hier bleiben wir.
Bevor wir den CP verlassen, wird noch Ent- und versorgt. D.h. Grauwasser (Dusch-, Spülwasser) und Schwarzwasser (Toilette) ablassen und Frischwasser tanken. Für das
Frischwasser habe, wie früher schon beschrieben, einen eigenen Schlauch mit Ventil und Zähler. So weiss ich immer auf den Liter genau wieviel ich schon eingefüllt habe.
Das erste Ziel ist der grosse Tesco in Ullapool. Danach besuchen wir den Outdoor Sportladen. Helene braucht neue Schuhe. Als wir den Laden verlassen hat sie zwar keine neuen Schuhe aber eine neue
Daunenjacke ist ja auch nicht schlecht.
Danach eine teilweise abenteuerliche Fahrt über die A832. Das „abenteuerlich“ bezieht sich nur auf einige wenige enge Stellen. Aber ausgerechnet dort kommt mir ein Sattelschlepper entgegen. Aber
auch diese Situation haben wir gemeistert, der LKW Chauffeur war geduldig.
In Gairloch finden wir gleich neben der Strasse einen Platz für die Nacht. Der Zufall will es, dass 1 Std. später ein Teilintegrierter mit BL Nummernschilder aufkreuzt. Das ältere paar ist schon
seit 10 Jahren im Womo immer unterwegs. Sie sind nur ca. 2 Monate pro Jahr zu Hause. Genau so stelle ich mir das nach der Pensionierung auch vor. Den Abend verbringen wir mit einem Spaziergang am
Strand und Lesen
Mit dem Ziel Ullapool verlassen wir das Lighthouse Stoer. Wir halten unzählige Male an. Viele Aussichten sind einfach zu schön um achtlos vorbei zu brettern. Per
Zufall entdecken mitten im Nichts einen perfekten 4G Empfang an einem schönen PP. Wir kochen uns dort Kaffee und ich kann wieder einmal mein Reisetagebuch updaten. Hier im NW ist das nicht an
allen Plätzen, wo wir über Nacht stehen, möglich.
Beim Ardvreck Castle machen auch wir einen längeren Halt. Castle ist eine stolze Bezeichnung für diese Ruine. Es ist nur ein verfallener Wachturm, aber er liegt schön. Hier kann ich auch endlich
wieder einmal meine Drohne steigen lassen. Das war leider, wegen der immer sehr starken Winde, bisher fast nie möglich.
Den nächsten Halt machen wir bei Knockan Crag. Es ist ein erdgeschichtlich sehr interessanter Ort. Hier wurde nachgewiesen, dass ältere
Gesteinsschichten über jüngeren Schichten liegen können. Das ganze ist sehr gut dokumentiert und dargestellt. Der PP wäre auch gut geeignet um die Nacht zu verbringen, es ist aber noch zu früh um
stehen zu bleiben.
In Ullapool wollen wir auf den örtlichen Camping Platz und in einer lokalen Beiz, die wir von früheren Aufenthalten schon gut kennen, zum Essen gehen. Aber wir haben zu wenig genau
rechecherchiert. Der CP hat Saisonschluss und ist bereits geschlossen. Gut auch ok, wenn die nicht wollen. Weiter nördlich gibt es den Ardmaire CP. Direkt am Ufer des Loch Canaird. Ein schöner
empfehlenswerter Platz. Das Nachtessen in Ullapool fällt aus, der Kühlschrank bietet genug.
Wir nutzen die Waschküche des CP intensiv, wenn wir schon mal da sind. Der Sonnenuntergang ist zaghaft, aber immerhin. Der Tag war lang und intensiv und so ist auch bald Ruhe.
Früh noch vor Sonnenaufgang verlasse ich den Kastenwagen. Ich will mir die Aussichten auf den Hügeln rund um die Bucht ansehen und spekuliere auf einen schönen
Sonnenaufgang. Daraus wird zwar nichts, dafür gibt es aber einen wunderbaren Regenbogen. Nach der üblichen Morgenroutine verlassen wir den wunderschönen Platz. Auch der erste steile Anstieg der
Strasse geht gut. Gegenverkehr ist hier unerwünscht und zum Glück halten sich alle daran.
Es ist wieder Zeit Google zu fragen wo der nächste Lebensmittel Laden liegt. Wir werden an den Hafen von Kinlochbervie geführt, wo wir unsere Einkäufe erledigen. Auf der A894 fahren wir südwärts
bis Newton, dort biegen wir auf die B869 ab. Das ist eine unübersichtliche und enge Strecke aber wunderschön. Für Gespanne und grosse Womos ist die Strecke ungeeignet.
Wir müssen, wenn LKW’s kommen auch ein paar Male zurücksetzen.
Nach einer interessanten Fahrt mit vielen Fotostopps treffen wir beim Lighthouse Stoer ein. Es liegt hoch oben auf einer Klippe und der Turm ist deswegen auch nicht besonders hoch. Das Wärterhaus
kann man beim Scottish National Trust für Ferien mieten.
Wir unternehmen eine kleine Wanderung zum Old Man of Stoer, ein den Klippen vorgelagerter Felsturm. Der Turm selbst ist nichts Spezielles aber die Wanderung dorthin ist lohnend.
Wir beschliessen für Nacht hier zu bleiben. Helene hat wegen der starken Böen artigen Winde Bedenken. Die Aussicht über das Meer ist aber so gut, dass wir trotzdem bleiben. Heute erleben wir das
erste Mal so etwas wie einen Sonnenuntergang.
Heute verlassen wir Durness, Unser nächstes Ziel ist die Sandwood Bay ein traumhafter Strand, wie man ihn für gewöhnlich sonst nur auf Bildern aus der Südsee zu
sehen bekommt. Zuerst müssen wir aber noch an die Ent- und Versorgungsstation. Den Wagen mit dem Grauwasserabflussrohr über das Gully platzieren und den Hahn öffnen. Während das Abwasser abläuft,
den Inhalt der Toilettenkassette in das speziell vorgesehene Loch für das Schwarzwasser kippen. Zum Schluss wird der Frischwassertank gefüllt. Das ist hier in Durness nicht gut gelöst. Der
Frischwasserhahn mit Schlauch ist nur zwei drei Meter vom Schwarzwasser Gully weg. Das führt immer wieder dazu, dass irgendwelche Sauniggel mit dem Frischwasserschlauch ihre Toilettenkassette
ausspülen. Dann kommt ein Unbedarfter und steckt genau diesen Schlauch in seine Frischwasseröffnung. War auch heute Morgen hier zu beobachten. Geschieht immer wieder. Deshalb habe ich habe meinen
eigenen Schlauch dabei. So montiere ich den vorhanden Schlauch ohne anzufassen ab, montiere meinen Eigenen (dank Gardena System kein Problem) und fülle meinen Tank.
Nach diesem Prozedere sind wir wieder „on the road“. Heute ist Regenbogen Tag. Feine Sprühregen und Sonne wechseln sich ab. Das führt zu wundervollen Regenbogen. Wir halten auch entsprechend oft
an.
Beim Blairmore Carpark wird es ernst. Wir schnüren die Wanderschuhe und machen auf zur Sandwood Bay. Zum Glück kann man dort mit dem Auto nicht hinfahren. Für Hin- und Zurück ist ein 4-5 Std.
Fussmarsch not wendig. Wir haben gutes Wetter bis wir dort ankommen. Als wir uns durch die hohen sandigen Dünen kämpfen verabschiedet sich die Sonne. Schade, wir halten uns aber trotzdem eine
gute Stunde dort auf bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Der Blairemore Carpark ist ein attraktiver Ort um über Nacht dort stehen zu bleiben. Die Suche gestaltet sich mühsam aber wir
werden dann doch noch fündig. Direkt am Meer und ausser uns ist nur noch eine sympathische Familie mit 6 Kindern und Zelt dort. Es ist der Jackpot, wir geniessen den Abend.
Heute ist der erste Tag ohne zu fahren. Wir bleiben heute noch auf dem CP Sango Oasis in Durness. Er liegt an einer tollen Lage. Beim Morgenessen haben einen
direkten Blick über die Klippen auf das Meer.
Ein kurzer Fussmarsch bringt uns zur Smoo Cave. Sie liegt auf Meereshöhe, wir müssen zum Eingang hinuntersteigen. Bei Flut reicht das Meerwasser fast bis zum Höhleneingang. Der vordere Teil,
inklusive Wasserfall, kann gratis besichtigt werden. Wir haben Glück, der Bach führt viel Wasser. Das ist bei weitem nicht immer so und schmälert die Attraktivität der Höhle stark. Für 6£/Pers.
Kann man mit einem Guide weiter in die Höhle hinein, allerdings nur ca. 30-40m. Die ersten 10m sitzen wir in einem Boot und dann geht es noch ein paar Meter zu Fuss weiter. Dafür wären die 6£ zu
viel. Der junge Guide, ein offenbar total angefressener Höhlenforscher, gibt aber eine solche Fülle von interessanten Informationen weiter das der Preis ohne schlechtes Gewissen entrichtet werden
kann.
Nach der Höhlentour wandern wir zur Küste und ein weiteres Stück den Klippen entlang. Ich liebe das, starker Wind, tosende Brecher an den Klippen und eine weite Sicht.
Den knurrenden Magen nehmen wir zum Anlass wieder zurück zum CP und dann gleich weiter nach Balnakeil zu wandern. Unser Ziel ist das Cocoa Mountain Café. Dort gibt es eine der besten heissen
Schokoladen, die ich je genossen habe und wenn ich an die Kuchen denke, komme ich erst recht ins Schwärmen. Der Laden ist auch dem entsprechend voll. Es sind auch viele Einheimische hier.
Kalorien für den Rückweg haben wir im Überfluss gebunkert.
Den Abend verbringe ich vor dem Laptop. Fotos sichern, Reisetagebuch schreiben usw. Das moderne Leben hat eben auch neue Verpflichtungen.
Wieder ein Morgen wie gewohnt. Es trommelt auf das Dach, ja richtig geraten es regnet. Das ist weiter nicht tragisch, das Wetter hat sich im Laufe des Tages bis
jetzt immer gebessert. Der Betrieb auf dem Parkplatz nimmt zu. Mietwagen nach Mietwagen rollt an. Sie sind an den Firmenklebern auf der Heckscheibe leicht zu erkennen. Am irritierendsten ist,
wenn sie auf den single Tracks zum Ausweichen auf die falsche Seite fahren. Wir machen uns schnell vom Acker, ich will den single Track bis zur Hauptstrasse zügig hinter mich bringen bevor noch
mehr von denen die Strasse unsicher machen.
Beim nächsten Parkplatz machen wir einen kurzen Stopp und fragen Miss Google nach dem nächsten Lebensmittel Laden. Das ist ein Tesco in Thurso. Morgen ist Sonntag und unser Vorratskasten ist
leer. Danach fahren wir gemütlich nach Durness und suchen das erste Mal einen Campingplatz auf. Unsere Schwarz- und Grauwassertanks sind ziemlich voll. Das Leeren ist in Schottland legal fast nur
auf CP’s möglich. Reine Entsorgungsstationen wie man sie in anderen Ländern Europas findet, gibt es hier fast keine. Ich weiss, dass das nicht alle so handhaben aber ich leere keine Toilette in
den Strassengraben.
Wenn wir schon mal da sind bleiben wir gleich zwei Tage. Wir nehmen einen Platz in der zweiten Reihe und der ist im Gegensatz zu den Plätzen direkt an der Klippe auch noch topfeben. Die Aussicht
ist sogar noch besser, wir stehen höher oben und blicken über die erste Reihe hinweg.
Gekocht wird heute nicht, neben an hat es eine Beiz. Überzeugt hat sie nicht so recht, richtig schlecht ist sie aber auch nicht. Dafür haben sie eine gute Bier Auswahl und damit ist alles
gut.
Am Morgen beim Aufwachen, höre ich ein bereits vertrautes Geräusch. Das Tropfen von Wasser auf unser Dach. Es regnet, ein Reh irrt draussen nervös umher. Es sucht
verzweifelt einen Ausgang in den hohen Mauern zu finden, die die Strasse säumen. Es wird ihn finden. Ich drehe die Heizung hoch und gehe raus hinunter zu den Klippen. Ich liebe diese Stimmung
früh morgens.
Später verlassen wir den Platz. Das Ziel ist Dunnet Head. Auch ein Leuchtturm mit einem Parkplatz. Bei Golspie entdeckt Helene ein Hinweis Schild zum Dunrobin Castle. Wir beschliessen, es uns
anzusehen. Bei der Einfahrt zum Parkplatz gibt es wieder einmal ein Beispiel dafür, warum ich kein Womo mit langem Überhang will. Vor uns ist ein 7.5m Teilintegrierter der aufsetzt. Das ist kein
schönes Geräusch.
Das Castle, einst der Herrensitz der Ausbeuter von Sutherland, bietet das Übliche. Ein prunkvolles grosses Esszimmer, massenweise Gemälde und diverse Räume für verschiedene Bereiche. Blickte man
z.B. in den Innenhof so sehen wir überall Verfall, Zentimeter dick Vogeldreck, aufgeplatztes Gemäuer, schadhafte Fensterrahmen usw. Sehr interessant ist der Besuch beim Falkner. Sehr engagiert
erzählt er von den Vögeln. Wir erfahren hier viel Neues. Die Vögel werden gut gehalten, soweit ich das beurteilen kann. Die rigiden Vorschriften in diesem Bereich zeigen offenbar Wirkung.
Die nächste Station ist Ducansby Head. Ein kurzer Spaziergang zu den Seastacks. Es wie immer, wenn ich den Fotorucksack aus Bequemlichkeit zurücklasse, ich ärgere mich.
Dunnet Head ist von hier nicht mehr weit. Als wir ankommen ist noch ziemlich Betrieb. Fast alle die mit dem PW hierfahren steigen kurz aus, machen ein Selfie und sind bald wieder weg, Ziel
abgehakt. Wir sind lange draussen und machen einen grossen Rundgang. Zu den Rändern der Klippen halten wir einen respektvollen Abstand. Die Festigkeit der Ränder ist trügerisch. Der
Sonnenuntergang ist passabel.
Kurz nach dem wir gestern Abend vom Ben A’an zurückgekehrt sind, kamen der grosse Regen. Es prasselt die ganze Nacht auf das Dach und wir sind froh nicht in einem
Zelt zu liegen. Danach folgt die Morgenroutine mit Frühstück. Diese Routine stellt sich schnell ein, jeder weiss was er wann zu tun hat und so stehen wir uns auch nicht im Weg herum. Das
garantiert einen friedlichen Start in den neuen Tag.
Das heutige Ziel ist das Tarbat Lighthouse nordöstlich von Inverness. Der Tag beginnt gut. Während der Fahrt nach Callander, dort hat es einen Tesco, wechseln sich leichter Sprühregen und Sonne
ab und schaffen so einzig artige Lichtstimmungen. Im Tesco decken wir uns für die nächsten drei Tage mit Lebensmitteln ein und erkunden den Ort. Im Postoffice werden wir endlich unser alten, in
den Läden nicht akzeptierte, schottischen Noten los.
Die Fahrt hinauf nach Inverness ist schön aber sonst nichts Spezielles. Wir passieren unzählige Brennereien und Viewpoints. Der letzte Teil bis zum Ende der Halbinsel ist schmal, teilweise ein
wenig unübersichtlich aber gut zu fahren. Es sind schon vier Womos da, als wir eintreffen. Platz hat es aber noch genug. Es ist schon 18:00 und so streifen wir ein wenig umher. Es reicht noch für
ein paar schöne Bilder.
Passend zu den tosenden Brechern, die gut zu hören waren, kochen wir Fisch, den Helene in Callander’s Tesco nicht kaufen wollte. Es würde dann zu stark im ganzen Kasten nach Fisch riechen meinte
sie. Zum Glück habe ich mich durchgesetzt. Der Lachs war sehr gut, die Flasche Wein, ein Weisser aus der Klus, sowieso und im KaWa roch es nicht nach Fisch. Dann ist auch bald Feierabend. Die
lange Fahrt und der Wein sorgen für ein baldiges Lichter löschen.
Die Fahrt mit der Fähre verlief angenehm. Beim Disembarking gibt es ein wenig Stress. Alle Termine sind ein wenig früher. Beim Einsteigen verlege ich im Fahrzeug
wieder einmal meinen Schlüssel. Eine Angewohnheit an der ich schon immer leide. Helene muss den Ersatzschlüssel hervorholen, damit der Betrieb weiter gehen konnte. Ein paar Minuten später taucht
der Schlüssel dann wieder auf, vorwurfsvolle Blicke inklusive.
Die Dame am Zoll studiert meinen provisorischen Pass und will wissen warum ich mit einem Provisorium unterwegs bin. Also erzähle ich die Geschichte ein weiteres Mal. Diesmal ganz entspannt. Sie
staunt über die schnelle Arbeit der Schweizer Botschaft und vor allem darüber, dass er ein Jahr gültig ist. Sie meint die Engländer geben ein Provisorium nur für sehr kurze Zeit und es würde
einiges mehr kosten. Dass sich bei unserem Geplauder eine lange Schlange bildet schien sie nicht im Geringsten zu stören.
Später dann, nach dem Hafen, beim ersten grossen Kreisel dann ein kleines Intermezzo. Die Autos kommen alle von rechts dreispurig und schnell in den Kreisel gebraust. Endlich tut sich eine kleine
Lücke auf. Das ist die Chance endlich hinein zu kommen. Nur ist man mit 3,5 T nicht so schnell, ich habe schon vergessen, dass ich nicht in meinem agilen Renault sitze. Ein wildes Gehupe,
Stinkefinger und böse Blicke sind die Folge. Wenn ich an die Situation zurückdenke, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob da nicht vielleicht ein Rotlicht war das ich übersehen hatte. Sei’s
drum ist ja nichts passiert, aber generell ist mir aufgefallen, dass in England viel aggressiver gefahren wird als in Schottland.
Kurz vor 16:00 erreichen wir nach langer Fahrt den Wanderparkplatz Ben A’an beim Loch Achray. Das ist gleich neben dem grossen Loch Kathryn. Das Wetter ist gut, wenn es nicht regnet ist es ok,
und so schnüren wir noch die Wanderschuhe. Der Gipfel des Ben A’an ist nur 460m hoch. Kurz und knackig geht es steil hoch. Nach einer Stunde sind wir schon oben. Die Aussicht, speziell über das
Loch Kathryn ist wunderschön. Jetzt am Abend sind wir fast alleine, nur ein junger Slowake aus Edinburgh ist noch da. Er will hier oben biwakieren. Nach ein paar Fotos und gemütlichem sein
steigen wir wieder ab.
Die Nacht über bleiben wir gleich auf dem PP stehen. Nach einer Carbonara mit einer Flasche Wein ist Lichter löschen. Wir sind beide müde nach diesem langen Tag.
Heute ist es endlich soweit, die Überfahrt nach Hull steht an. Die Fähre legt erst am Abend ab und so können wir den Tag ganz entspannt angehen. Morgentoilette, Brötchen holen, den
Kawa aufräumen und dann ab zum Check-out. Den Weg zum Fährterminal kennen wir ja schon, abgesehen von einem kleinen Stau verläuft die Fahrt problemlos.
Um 15:00 beginnt der Check-In, wir sind zuvorderst und so auch zuerst dran. Zufällig sitzt da wieder dieselbe Dame wie schon am Sonntag. Sie erkennt uns wieder, vermutlich wegen unseres
auffälligen Kawa’s. Mein Pass wird genau unter die Lupe genommen und dann öffnet sie mit einem Schmunzeln die Schranke. Ein paar hundert Meter weiter wartet dann der Zoll auf uns. Wir müssen die
üblichen Fragen beantworten, die Schiebetüre des KAWa muss geöffnet werden, dann folgt die Kontrolle des Wageninneren durch den Zöllner. Der verabschiedet sich mit einem Kompliment („Very
nice car“) für das Fahrzeug und lässt uns durch. Im inneren der Fähre muss ich noch den Kawa rückwärts in eine Ecke manövrieren und als das geschafft ist, können wir unsere Kabine beziehen. Die
Überfahrt verläuft problemlos.
So heute ist der Tag an dem entschieden wird, ob wir noch nach Schottland kommen oder nicht. Ich hole an der Reception des CP meine ID ab und machen uns auf zum Bus und von dort
weiter in dass Zentrum. Wir kommen fast Punkt genau zur Türöffnung an. Wir sind die einzigen Kunden um diese Zeit, gut so. Ich schildere mein Problem und darauf folgt die Antwort der
freundlichen Dame, „kein Problem, wir machen Ihnen einen provisorischen Pass“. Dass das so einfach geht, hätte ich jetzt nicht gedacht. Von da an ist die Welt wieder in Ordnung. Nach einer
Stunde verlassen wir die Botschaft und ich habe einen provisorischen Pass in der Tasche, der mir die Einreise nach UK sichert.
Mein Glück war, dass die Botschaft in Den Haag nur 45 Autominuten von Rotterdam entfernt ist. Hätten wir z.B. die Fähre in Calais gebucht, wäre die Sache komplizierter gewesen. Wir hätten nach
Paris gehen müssen.
Den Nachmittag verbringen wir entspannt bei einem Spaziergang in den Dünen und beim Apero in einer der vielen Strandbeizen. In der kommenden Nacht habe ich besser geschlafen.
Dieser Tag wird nicht gut enden. Zum Glück wissen wir das aber noch nicht. Der Morgen ist wunderbar und wir packen unsere Sachen wieder zusammen. Ein kurzer Check,
ob nichts herum liegt und los geht’s. Mit der Eingabe der Adresse in das Bord GPS ist die Sache ein Kinderspiel. Was haben wir eigentlich früher gemacht, als es diese modernen Einrichtungen noch
nicht gab?
Dann am Check-In begann das Unheil. Die Dame betrachtete meine ID eingehend, drehte sie mehrmals um, betrachtete sie wieder lange und fragte schlussendlich, ob ich noch einen weiteren Ausweis
hätte. Hatte ich natürlich nicht. Dann eröffnete sie uns mit Bedauern, dass sie uns nicht durchlassen könnte, meine ID sei im März 19 abgelaufen und nicht mehr gültig. So bleibt die Schranke
unten. Wir werden an das Main Terminal verwiesen. Sie können dort aber auch nicht viel für uns tun. Sie empfehlen uns an die Schweizer Botschaft in Den Haag und reservieren uns einen neuen Termin
auf der Fähre für den Dienstag Abend.
Wir sind wahnsinnig enttäuscht. Ich bin natürlich ziemlich sauer auf mich selbst. Dass das ausgerechnet mir passieren konnte ist eigentlich undenkbar. Klar ist das bei anderen vorkommt, aber bei
mir??? Wer denkt denn schon an die Ausweispapiere. Mit Schengen muss man die ja ohnehin nie hervorkramen. Das sie am Main Terminal sagen, so etwas käme pro Tag 3 Mal vor ist nur ein kleiner
Trost. Nach dem Fluchen und Hadern ist nun wieder ein rationales Vorgehen angesagt. Mit der Hilfe der einschlägigen Apps suche wir uns einen CP am Strand von Den Haag. Das Google auch einen
schlechten Tag hat und uns an den falschen Eingang des CP in mitten einer Velo und Fussgänger Zone schickt passt zur Situation. Schlussendlich haben wir dann aber einen Platz unweit der Dünen
gefunden. Nach kurzer Recherche stellen wir fest, dass auch die Busstation für die Fahrt in das Zentrum von Den Haag nicht weit entfernt war.
Geschlafen habe ich in dieser Nacht alles andere als gut, ist ja klar. Ich wälzte schon alternative Reiseprogramme in Deutschland. Da braucht es keine Ausweise, die lassen ja jeden hinein.
Irgendwann schlief ich dann doch für kurze Zeit ein.
An dieser Stelle ein grosses Kompliment an Helene. Keine Vorwürfe und kein hysterisches Getue, nichts von alledem. Sie hat das ganze Chaos stoisch gemeistert.
Endlich geht es los. Es ist schon 13:00 und wir wollen heute noch bis auf die Höhe von Koblenz fahren und uns dort einen Platz zum Übernachten suchen.
Der Vormittag vergeht rasend schnell. Früh aufstehen und Morgenessen, dann den KaWa beladen, und dann mehrmals umschichten bis wir zufrieden sind. Da es dazu natürlich auch unterschiedliche Meinungen gibt verlieren wir uns auch immer wieder in Diskussionen. Die gibt es auch mit unseren Nachbarn. Die interessieren sich stark für den KaWa und möchten alles sehen und daraus entstehen wie immer Fachsimpeleien.
Die Fahrt durch Deutschland verläuft ohne nennenswerte Ereignisse. In der Nähe von Koblenz suchen wir uns mit der App P4N einen Platz für die Nacht. Auf einer Hochebene am Rande des Moseltales stellen wir unseren Kasten hin. Den Platz teilen wir uns mit einem jungen Deutschen der mit seinem Fahrrad auf einer langen Tour ist. Er will nach Lissabon, gestartet ist er in Dortmund. Wir können ihm auch gleich helfen, sein Kocher springt nicht an, Zündhölzer haben weder er noch wir und so kochen wir sein Wasser auf unserem Herd. Neben bei laden wir gleich auch noch sein Handy. Der Abend endet mit einem wunderschönen Sonnenuntergang, besser konnte die Reise nicht beginnen. Das am nächsten Tag ein ziemlich schlechtes Ereignis auf uns wartet, wissen wir noch nicht. Wir hätten vermutlich nicht so gut geschlafen