Woche 5

Auf der Strasse zwischen Gamvik und Mehamn

9. Sept. 2024, Montag

 

Stürmischer Tag

 

Das „stürmisch“ bezieht sich auf das Wetter. Heute weht den ganz Tag über ein kräftiger Wind. Oben auf den Fjells aber auch unter an der Küste.

Gestern Abend haben wir dann doch noch Gesellschaft erhalten. Ein Paar aus der Ostschweiz und eines aus Baden-Baden sind spät noch eingetroffen. 

Wir verabschieden uns am Morgen und fahren zurück in Richtung Ifjord und dann weiter in Richtung Lakselv. Der erste Teil der Strecke führt wieder über die Hochebene. Das Fahren braucht heute mehr Konzentration als auch schon. Der kräftige Wind drückt die Zora immer wieder auf die andere Strassenseite. Auch an Drohnenflüge ist heute nicht zu denken. Der Wind ist auch für die robuste Mavic 2 Pro zu stark.

Auf der Strasse Fv98 treffen wir auf eines dieser braunen Schilder die auf Sehenswürdigkeiten hinweisen. Darauf steht „Silfar Canyon“ Das schauen wir uns natürlich an. Der Canyon sieht schön aus. Er ist ein paar hundert Meter lang und bis zu etwa 30m tief. Wirklich gross ist er nicht aber sehr schön anzuschauen. Einen Halt ist er auf jeden Fall wert.

Ein paar Km weiter liegt dann der Rastplatz auf dem wir über Nacht bleiben wollen. Es hat auf dem eigentlichen Rastplatz schon drei Camper. Wir ziehen uns auf Wegspuren etwa 80m weiter in den angrenzenden Wald zurück. So haben wir unseren Frieden.

Morgen geht es ans Nordkap. Ursprünglich wollten wir es auslassen. Wir waren ja schon einmal dort. Aber nachdem wir schon so viele Punkte an der Eismeerküste angefahren haben, gehört es irgendwie doch auch dazu.

Nun geniessen wir den restlichen Abend, plaudern lange mit einem Paar aus Brandenburg, nehmen einen Apéro, entwickeln Fotos und schreiben Tagebuch.

 

Übernachten

Ort: An der Fv98

Typ: Rastplatz

Koordinaten: 70.3430 25.6361

10. Sept. 2024, Dienstag

 

Windumtostes Nordkap

 

Jetzt stehen wir also doch wieder am Nordkap. Zu Beginn der Reise war das eigentlich nicht vorgesehen. Aber wenn wir ja schon mal in der Nähe sind…..Der Wind bläst sehr stark und die Zora wackelt und schaukelt. Auch die Windgeräusche sind laut. Wir haben allerdings gewusst was uns erwartet. Der Wetterbericht hat die stürmischen Winde vorausgesagt. 

Heute morgen verlassen wir den schönen Platz als erste. Es sind gestern Abend nach uns noch drei weitere Camper gekommen. Das Areal ist aber gross und man kommt sich zumindest jetzt in der Nachsaison nicht in die Quere. Die Fahrt hier hoch ist auch von starken Winden geprägt. Am schlimmsten ist es immer wenn man in Ost West Richtung an steilen Berghängen entlang fährt und das ist hier öfter so. Da hat es tückische Böen die immer wieder überraschend auftreten.

Auch Baustellen hat es einige. An Stelle der Ampeln wie bei uns, wird hier hinter einem Führungsfahrzeug Kolonne gefahren. Dieses Fahrzeug gibt die Geschwindigkeit vor, so dass hier keiner durch die Baustellen rasen kann. Ich finde das ein gutes System.

Heute Abend machen wir ein Raclette. Das liegt schon 4 Wochen im Kühlschrank und passt nun bestens zum stürmischen Nordkapwetter. Aufpassen müssen wir nur, dass wir die Weingläser nicht zu stark füllen. Sie schwappen sonst in der stark schwankenden Zora über.

 

Übernachten

Ort: Nordkap

Typ: Parkplatz

Koordinaten: 71. 16.85 25.7804

11. Sept. 2024, Mittwoch

 

Windumtostes Nordkap

 

An Schlaf ist diese Nacht nicht zu denken. Der Wind hat zugenommen und ist nun so laut, dass man das Gefühl hat, neben einem Eisenbahngeleise zu stehen wo die Güterzüge im Minutentakt vorbei donnern. Dazu stände die Zora auf einer beweglichen Platte und schüttle sich in alle Richtungen. Helene hat kein Auge zugetan. Ich habe immerhin ein wenig schlafen können. Um 4 Uhr morgens haben wir genug. Es ist bereits hell und wir beschliessen aufzubrechen. So können wir schon früh bei einer Autowerkstätte sein. Die ist 190Km entfernt in Lakselv.

Der Grund ist eine Warnleuchte im Armaturenbrett. Sie leuchtete gestern Morgen zum ersten Mal auf. Ich kenne das Symbol nicht und da es ist nur orange und nicht rot ist beschliesse ich, erst am Abend im Handbuch nachzusehen um was es dabei geht. Das Lämpchen poppt während des Tages bei jedem Start des Motors auf und verschwindet nach ein paar Minuten wieder. Am Abend sehe ich dann, dass es ein Hinweis darauf ist, die Bremsbeläge zu erneuern. Keine gute Nachricht. So suche ich mit Google eine Werkstatt für Fiat Ducato’s und werde in Lakselv fündig. Ihre Kritiken in Google sind gut.

Kurz nach der Abfahrt beginnt ein Morgenrot zu leuchten. Wir halten mehrere Mal an um Fotos zu machen. 

In der Werkstatt dann aber Ernüchterung. Wir sind für die nächsten zwei Wochen voll ausgelastet lautet die Antwort auf meine Frage, ob man die Bremsbeläge kontrollieren könnte. Absolut keine Bereitschaft sich heute oder Morgen eine halbe Stunde Zeit zu nehmen. Erst als ich insistiere und er mir eine andere Werkstatt nennen könnte, bewegte sich der Typ. Nach ein paar Telefonaten schickt er uns in eine nahe liegende andere Werkstatt. Dort holten sie ein Auto vom Lift, stellten die Zora darauf und kontrollierten die Bremsen. Schnell kommt der Befund alles ok. Der Sensor sei vermutlich zu empfindlich. Wir hoffen das sei wirklich so. Das Lämpchen leuchtet inzwischen auch nicht mehr. So viel zu den Rezensionen in Google.

Dann füllen wir im benachbarten Rema1000 unsere Vorräte wieder auf und fahren zu unserem Übernachtungsplatz den wir in der App gefunden haben. Am Mittag sind wir dort. Er liegt etwa 100m von der Strasse entfernt und bietet einen schönen Blick auf das Meer. Er ist zwar uneben aber wir können einen Teil mit Steinen ausgleichen. Wir bleiben hier. Helene schneidet mir die Haare. Nach 5 Wochen ist es wieder nötig. Danach legen wir uns hin und holen einen Teil des verpassten Schlafes nach.

Vielleicht erleben wir am Abend noch einen schönen Sonnenuntergang. Für Nordlichter stehen die Chancen weiterhin nicht gut.

 

Übernachten

Ort: Schöner Platz an der 889

Typ: Freistehplatz

Koordinaten: 70.6911 24.6012

12. Sept. 2024, Donnerstag

 

Über eine wunderschöne Küstenstrasse

 

Heute Nacht wache ich auf. Die Blase drückt. Und wenn ich nun schon auf bin, öffne ich gleich noch die Schiebetür und tatsächlich, es sind Nordlichter zu sehen. Nun bricht Hektik aus, warme Kleidung wird direkt über das Pyjama angezogen. Stativ und Kamera rausholen und loslegen. Wir haben sehr viel Glück. Die ersten Aufnahmen sind die Besten. Nach einer halben Stunde ist die Show vorbei. Wir hatten zwar den Wecker gestellt aber eine halbe Stunde zu spät. Wäre ich nicht zufällig aufgewacht, hätten wir nichts von den Nordlichtern mitbekommen.

Wir fahren weiter über die wunderschöne Küstenstrasse bis nach Havoysund. Sie ist als besonders schöne Landschaftsroute markiert. In Havoysund machen wir kurz Halt, machen uns aber bald wieder auf den Weg zurück und weiter nach Hammerfest. Das Fahren durch die schönen Landschaften macht Freude. Der Indian Summer hat begonnen und dem entsprechend farbenfroh präsentiert sich die Landschaft. Es herrscht wie immer sehr wenig Verkehr und so können wir gemächlich dahin bummeln.

In Hammerfest fahren wir gleich den Weg hoch zum Aussichtspunkt. Wir haben vor dort oben auch zu übernachten. Der Wind bläst aber zu heftig. Sogar die Maxxfan Hauben fangen an zu vibrieren und das will dann doch schon etwas heissen. Wir fahren hinunter zum offiziellen Stellplatz. Mal sehen, vielleicht sehen wir heute Nacht wieder Nordlichter.

Das Problem mit den Bremsen scheint doch nicht behoben zu sein. Wir müssen Morgen nach Alta. Hier in der Pampa bekommen wir das Problem nicht behoben.

 

Übernachten

Ort: Hammerfest

Typ: SP mit 10 Plätzen

Koordinaten: 70.6633 23.6756

13. Sept. 2024, Freitag

 

Ein leidiges Problem gelöst

 

Heute Morgen früh wiederholt sich das Gleiche wie schon am am Nordkap. Der wieder sehr starke Wind lässt uns kaum schlafen. Dazu lässt mir das Problem mit unseren Bremsen keine Ruhe. Uns wurde zwar vor ein paar Tagen versichert die Bremsbeläge seien in Ordnung. Die Kontrollleuchte kommt nach einem Tage trotzdem immer wieder. Auch gestern Abend, als wir in Hammerfest eintrafen , leuchtete sie wieder prominent im Armaturenbrett. Ich fange an der Aussage der Garage zu zweifeln. So habe ich um 5 Uhr morgens genug. Ich stehe auf und will nach Alta. Dort hat es mehrere Werkstätten. Zumindest eine sollte doch in der Lage sein das Problem zu lösen.

Helene hat aber gestern Abend bei einer Coiffeuse für heute um 9 Uhr einen Termin erhalten. Wir verfassen eine Entschuldigung mit Absage den wir ihr an die Türe kleben. Wir hoffen, sie nimmt uns das nicht allzu übel. Dann fahren wir los. Die Strecke ist schön, besonders so früh am Morgen bei Sonnenaufgang. Ich kann es aber nicht geniessen. Ich habe kein Vertrauen mehr in das Auto und so fahre ich sehr defensiv um die Bremsen zu schon. Wir treffen pünktlich in Alta ein. Die erste Garage, eine Wohnmobil Bude, gibt uns einen Korb. Der Mechaniker hätte seinen freien Tag. Einen weiteren gibt es offenbar nicht. Aber er gibt uns einen guten Tip mit dem Alta Autosenter.

Wir werden dort sehr freundlich von einer kompetenten Frau empfangen. Als erstes will sie die ZFA Nr. der Zora, dann schildern wir das Problem. Eine Stunde müssen wir warten bis sich ein Mechaniker das Problem ansehen kann. Nach einer weiteren Stunde werden wir mit Fotos und Beschreibung, alles ist bereits im Computersystem der Firma registriert, informiert. Die Bremsbeläge sind wirklich noch immer in bester Verfassung. Der Übeltäter ist das Kabel des Sensors. Seine Isolation ist durchgescheuert und hat nun so immer wieder Kontakt mit dem Blech des Chassis, was die Kontrollleuchte aktiviert hat. Die Problemstelle des Kabels wurde repariert und das Kabel ein wenig anders verlegt. Das ist schon alles. Wir sind erleichtert. Um 11 Uhr können wir die Werkstatt verlassen. 

Nun können wir entspannt weiterfahren und die Landschaft wieder geniessen, ohne immer daran denken zu müssen das mit den Bremsen etwas nicht stimmen könnte. 

Helene findet einen Coiffeur Salon und lässt sich dort die Haare schneiden. Nachdem auch diese Pendenz erledigt ist, fahren wir auf der E6 südwärts. Wir wollen in den Lyngen Alpen eine Wanderung zum Blausee machen. Wir schaffen aber heute nicht mehr die ganze Strecke und machen Halt auf einem kleinen Camping direkt am Fjord.

 

Übernachten

Ort: Fosselv Camping 

Typ: CP mit 15 Plätzen

Koordinaten: 69.8394 21.2076

14. Sept. 2024, Samstag

 

Bombastische Nordlichter

 

Zum zweiten Mal erleben wir fantastische Nordlichter. Um 23 Uhr geht es los. Wegen der vielen Lampen auf dem Camping suchen wir uns zuerst eine dunkle Stelle am Rand des Platzes. Diese Nacht sind die Nordlichter um einiges heller als vorgestern. Sie sind mit blossem Auge wunderschön anzusehen. Auch die Roten sehen wir gut. Oft ist es so, dass es die Kamera wegen der langen Belichtungszeit besser sieht. Gestern Nacht ist die Differenz nicht so gross.

Wir wir machen viele Bilder, vor lauter Begeisterung sind es am Ende viel zu viele. Wir haben oft mehrmals das gleiche Bild gemacht.

Am Samstag Morgen schlafen wir als Kompensation ein wenig länger. Nach dem Kaffee wird wieder einmal ein wenig Zeit in die Zora investiert. Fenster und Teppiche werden gereinigt, der Luftdruck der Reifen wird geprüft, Frischwasser getankt und das Grauwasser entleert.

Die heutige Fahrt dauert nur zwei Stunden. Dafür beinhaltet sie die erste kurze Fährüberfahrt von Olderdalen nach Lyngseidet. Sie endet am grossen PP, wo die Wanderung zum Blausee beginnt. Wir haben sie vor zwei Jahren im Mai nier schon einmal gemacht. Damals war der See von einer dicken Eisschicht bedeckt. Vom Blausee war nichts zu sehen. Darum sind wir nun nochmals hier.

Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit dem Entwickeln der Fotos von gestern Nacht und heute. Ich streife noch ein wenig in der Gegend umher um um schöne Fotomotive zu finden.

Die kommende Nacht werden wir vermutlich ohne Unterbruch verbringen. Der KP-Index liegt nur bei 1,67. Da wird es mit grosser Sicherheit keine Nordlichter geben. 

 

Übernachten

Ort: Parkplatz Blausee 

Typ: PP mit 30 Plätzen mit 15 Plätzen

Koordinaten: 69.7583 19.9556

15. Sept. 2024, Sonntag

 

Wanderung zum Blausee

 

Wir lassen die Zora heute auf dem PP stehen und machen eine Wanderung zum Blåisvatnet. Auf deutsch Blausee. Offensichtlich gibt es diese auch an anderen Orten. Die Strecke ist mit 4Km nicht sehr lang. Dafür führt der Pfad über lange Strecken über Geröll. Das sind oft grössere runde Blöcke auf den das Wandern mühsam ist. Die Szenerie ist dafür wunderschön. Die Berge der Lyngenalpen sind steil und schroff und haben auch kleinere Gletscher. Unten auf der Ebene weiden Rentierherden.

Diese Idylle zieht viele Leute an. Heute, an einem Sonntag sowieso und so sind wir hier bei weitem nicht alleine. Uns stört das aber nicht sehr. Der Weg verliert sich oft im Geröll und damit auch die vielen Besucher. Am See angekommen bleiben wir nicht unten am Ufer, sondern steigen etwa 50m an einem Hang hoch wo wir ein schönes Plätzchen finden.

Auf dem Weg zurück machen wir einen Abstecher zu einem weiteren kleinen See, dem Aspevatnet. Der wird von den meisten Wanderen links liegengelassen. Zu unrecht wie wir meinen. Von dort sind wir dann schnell wieder zurück in der Zora.

Heute Nacht soll es wieder Nordlichter geben. Nun hoffen wir, dass der Himmel klar bleibt.

 

Übernachten

Ort: Parkplatz Blausee 

Typ: PP mit 30 Plätzen mit 15 Plätzen

Koordinaten: 69.7583 19.9556