Auf dem Coastal Path bei St. David
Montag, 22. Mai 2023
Mitten in der Nacht, so irgendwie im Halbschlaf, realisierte ich, dass ich den Gardena Adapter vor drei Tagen vergessen hatte. Keine Ahnung warum mir das mitten in der Nacht in den Sinn kam. Am Morgen kontrolliere natürlich als erstes, ob ich ihn wirklich vergessen hatte. Die Wahrheit ist noch schlimmer, die ganze Büchse mit allen möglichen erdenklichen Adaptern fehlt. Mit Hilfe der Adapter in dieser Büchse habe ich bis jetzt an jedem Wasserhahn unseren Wasserschlauch anschliessen können. Was tue ich jetzt? Als erstes fragen wir unseren Gastgeber wo wir Gardena Adapter finden können. Er schickt uns in den B&Q in Bangor. Dort werden wir fündig. Es sind zwar keine Gardena, sie sind aber kompatibel. So haben wir nun nur den gebräuchlichsten Adapter, die Auswahl ist nicht gross.
Die Büchse haben wir damit natürlich immer noch nicht. Also rufe ich beim CP an, wo ich sie liegen gelassen habe. Niemand da, nur der Telefonbeantworter meldet sich. Ich spreche meine Frage auf den Beantworter und hoffe auf einen positiven Rückruf. Vielleicht hat sie ja jemand abgegeben. Und tatsächlich, eine Antwort per Mail sagt dass die Büchse auf der Rezeption auf uns wartet. Somit werden wir am Donnerstag nochmals nach Südwales fahren. Nachdem das alles erledigt ist, geht es mir wieder besser. Es hätte mir wirklich gestunken, den Wassertank jeweils mit Kessel und Trichter aufzufüllen.
Von Bangor fahren wir nochmals zurück auf die Insel Anglesey nach Beaumaris. Dort sehen wir uns das erste Castle in diesen Ferien an. Als Edward der I. im Jahr 1282 Wales erobert hatte, liess er mehrere Festungen errichten. Dasjenige in Beaumaris war das Letzte und wurde nie ganz fertig. Edward hatte in der Zwischenzeit einen Feldzug in Schottland gestartet und so hatte er keine Kohle mehr für das Castle.
Danach fahren wir in die Nähe von Llanberis auf einen Certified Club Site des Camping and Caravaning Clubs. Diese Certified Site dürfen nicht mehr als 5 Plätze haben und stehen nur Mitgliedern offen. Auch das ist ein Grund warum wir in diesem Jahr bei den beiden grossen Clubs in UK Mitglied sind.
Nachdem wir uns auf dem Platz installiert haben, suchen wir die Bushaltestelle und merken uns die Abfahrtszeiten. Auf dem Pen-y-Pass, dem Ausgangspunkt auf den Snowdon, hat es nur wenig Parkplätze. Da nehmen wir lieber den Bus. Nachdem auch das erledigt ist, erholen wir uns auf dem kleinen schnuckeligen CP, schreiben Reisetagebuch und trinken Kaffee.
Dienstag, 23. Mai 2023
Früh geht es heute los. Wir wollen auf den Snowdon. Er ist mit 1085m der höchste Berg von Wales. Die Rucksäcke haben wir schon gestern Abend gepackt und so stehen wir bereits um 7.45 an der Busstation. Heute sammeln wir unsere ersten Erfahrungen mit dem walisischen ÖV. Bevor der Bus kommt fotografieren wir noch die Busstationstafel, damit wir beim Zurückkommen wissen wo wir temporär zu Hause sind und aussteigen müssen. Der Bus kommt pünktlich. Der Zustand des Busses entspricht nicht ganz der Schweizer Norm. An den Türen sind die untersten 10cm dem Rost zu Opfer gefallen. So ist für die Lüftung gesorgt. Oben am Pen-y-Pass angekommen, sind wir froh den Bus genommen zu haben. Es hat nur wenig Parkplätze und unsere Zora hätte hier keinen Platz gehabt. Vermutlich hätte uns die Aufsicht gleich wieder weggeschickt.
Nach dem kurzen Studium der Info Tafeln geht es los. Verlaufen kann man sich hier nicht. Im Jahr besuchen ca. 450'000 Wanderer den Berg. Entsprechend gut ausgebaut sind die Wege. Teilweise sind die Aufstiege steil und ruppig. Die Steinstufen an den Treppen sind oft sehr hoch. Nach drei Stunden haben wir es geschafft und stehen auf dem Gipfel. Alleine ist man hier bei weitem nicht. Es gibt auch eine Bergbahn hier hinauf und entsprechend hat es hier sehr viel Volk, obwohl das letzte Viertel wegen Renovationsarbeiten nicht in Betrieb ist. Wir finden ein ruhiges Plätzchen und geniessen für die nächsten 45 Min. die 360° Aussicht.
Den Abstieg bewältigen wir auf einer anderen Route. Unten am Pass müssen wir längere Zeit auf den Bus warten. Er fährt immer nur einmal pro Stunde. So haben wir die Musse dem Treiben der anderen Leute zu zusehen und auch zu kommentieren. Zurück auf dem CP sitzen wir draussen an der warmen Frühlingssonne genehmigen uns einen Apero und lassen es uns gut gehen. Wir haben und das heute auch redlich verdient.
PS. Heute haben wie unseren 42sten Hochzeitstag. Letztes Jahr waren auf dem Nordkap, heute auf dem Snowdon. Mal sehen wo wir den 43sten feiern werden.
Mittwoch, 24. Mai 2023
Heute beginnt der Tag gemächlich. Wir besuchen das National Slate Museum. Wales war einer der grössten Lieferanten für Schiefer weltweit. Der Höhepunkt des Abbau war von 1830 bis 1898. Das Museum zeigt wie der Schiefer abgebaut wurde. Abgebaut wurde der Schiefer oberirdisch und unterirdisch. Massgebend dafür war der Verlauf der Gesteinsschichten. Bei den oberirdischen Gruben wurden ganze Berge abgetragen.
Das Museum zeigt die Abbautechniken, die Hilfsmittel, die Werkstätten und auch das Leben der Arbeiter.
Die Anlage in LLanberis war autark. Für den Unterhalt der riesigen Maschinerie baute Giessereien, Schmiede- und mechanische Werkstätten. Auch eine Sägerei mit angebauter Schreinerei war vorhanden. Angetrieben wurde das alles mit dem grössten Wasserrad (15m Durchmesser) Englands. Alles in allem ist ein Besuch sehr lohnenswert. Der Eintritt ist gratis.
Wer mehr über das interessante Thema erfahren möchte kann sich in einem umfangreichen Eintrag auf Wikipedia in das Thema einlesen.
Donnerstag, 25. Mai 2023
Heute gibt es nicht viel zu schreiben. Ich bin rund 9 Std. am Steuer gesessen. Zuerst sind wir von Llanberis wieder hinunter bis nach St. David gefahren. Jetzt habe ich dafür meine Büchse mit den Adaptern wieder. Die stellen sicher, dass ich meinen Wasserschlauch fast an jedem Wasserhahn montieren kann. Nach einem kurzen Schwatz mit der Dame an der Rezeption des CP, wo ich die Büchse liegen liess, fahren wir wieder gegen Norden. Sie sagte sie hätten den Inhalt inspiziert und seien beeindruckt. Selten sei jemand so gut organisiert wie wir das seien.
Nun stehen wir ein paar Km vor Welshpool beim Horseshoes Inn. Die haben für die Womos eine schöne Wiese auf der man über Nacht gratis stehen kann. Dafür wird erwartet, dass man bei ihnen einkehrt. Das werden wir natürlich gerne tun. Ich mag das Bier in UK. Ich weiss, dass nun viele die Nase rümpfen. Viele vermissen hier in UK die Kohlensäure im Bier. Ich mag aber genau das.
Morgen geht es weiter nördlich hoch. Vorbei an Liverpool und Manchester. Vielleicht schaffen wir es über die schottische Grenze. Mal sehen.
Freitag, 26. Mai 2023
Das Essen gestern Abend im Horseshoes Inn war sehr gut. Der Schlaf in der Nacht war es dann weniger. Das Inn mit dem PP liegt an einer Schnellstrasse auf der rund um die Uhr reger Verkehr herrscht. Geschlafen haben wir trotzdem einigermassen gut. Es ist alles eine Frage der Einstellung. Wenn man sich ab dem Lärm aufregt hat man verloren.
Am nächsten Morgen fahren wir weiter in Richtung Schottland. Bei einem Tesco Superstore füllen wir unsere Vorräte wieder auf. Zwischen den beiden Grossstädten Liverpool und Manchester kommen wir gut durch. Den Preis zahlen wir dafür in einem Monsterstau vor Penrith. Gute 2 Std. verlieren wir hier. In einen solchen Riesenstau sind wir schon lange nicht mehr geraten.
Bei Gretna Green überqueren wir die Grenze nach Schottland. Nachdem wir in den vergangenen Jahren hier schon oft vorbeigekommen sind und ihn schnöde ignoriert haben, wollen wir diesmal hier eine Nacht bleiben. Leider ist der vorgesehene Stellplatz schon ausgebucht. Ein paar Km weiter finden wir dann auf einem schönen Camping einen letzten Platz. Das auch nur, weil wir mit unserer Zora autark sind. Das ist uns auch schon in Skandinavien passiert, nur weil wir keine Ansprüche haben erhielten wir noch einen Platz.
Das kommenden WE ist Pfingsten und wir gehen davon aus, dass die Plätze am Meer vermutlich alle belegt sind. Wir fahren morgen deshalb nach Stirling und wollen uns die Kelpies und das Falkirk Wheel anschauen. Wir werden sehen ob das klappt.
Samstag, 27. Mai 2023
Heute fahren wir die Autobahn hoch bis kurz vor Glasgow und biegen dann bei Falkirk ab. Das liegt bei Stirling und bietet zwei Attraktionen. Zum einen sind da die Kelpies und das Falkirk Wheel.
Zuerst fahren wir zu den Kelpies. So freundlich sind wir bisher selten auf einem PP empfangen worden. Nette Begrüssung und eine sehr gute Einweisung zu unserem Platz für Womo’s. Die Kelpies sind zwei aus Stahl konstruierte Pferdekopfskulpturen. Sie sind gute 30m hoch und sehen sehr lebensecht aus. Sie stehen im Helixpark von Falkirk. Den Park kann man mit der Grün80 vergleichen. Nach einer Stunde haben wir es gesehen und fahren wieder weiter.
Die nächste Station ist das Falkirk Wheel. Das ist ein Schiffshebewerk für kleinere Schiffe. Es transportiert die Schiffe über eine Höhe von 24m. Das schafft keine Schleuse in einem Arbeitsgang. Wie das genau funktioniert kann man auf Wikipedia nachlesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Falkirk_Wheel
oder sich auf YT ansehen, für die lesefaulen ;-)
https://www.youtube.com/watch?v=ISNbQ_Ex0lY
Danach bleiben wir für die Nacht gleich auf dem PP stehen. Für Womo’s hat man hier einen separaten Bereich ausgeschieden, auf dem man für 15£ über Nacht bleiben darf. Helene reinigt an der Zora wieder einmal die Scheiben. Ich versuche mit Duct Tape den Heizschlauch der ins Bad führt wieder zu befestigen der sich gelöst hat. Die teilweise schlechten Strassen fordern eben auch ihren Tribut. Und da wir schon gerade am Werkeln und Putzen sind kontrolliere ich auch noch den Luftdruck in den Reifen. Mit dem vor den Ferien angeschafften neuen Reifenkompressor geht das einfach.
Helene versucht im Omnia etwas pizzaartiges zu machen. Mal sehen wie es wird, duften tut es schon mal sehr gut. Wie es schmeckt werde ich dann morgen berichten.
Sonntag, 28. Mai 2023
Entgegen unserer Erwartungen verbringen wir auf dem PP des Falkirk Wheel eine ruhige Nacht. Nachtragen möchte ich noch, dass gestern Abend Helene’s selbstgemachte Pizzarolle im Omnia ein voller Erfolg war.
Unser erstes Ziel heute ist das Doune Castle. Es ist sehr bekannt aus den Filmen von Monty Python (Ritter der Kokosnuss) und der Netflix Serie Outlander. Entsprechend ist es gut besucht. Wir sind aber früh dran. Nachdem wir die enge Zufahrt gut hinter uns gebracht haben, eröffnen uns die PP Wächter, dass wir sehr willkommen wären aber doch nicht vor dem Castle parkieren dürfen. Der PP sei nur für PKW’s geeignet. Die grösseren Plätze sind für lokale Kleinbusse reserviert. So nehmen wir die abenteuerliche Ausfahrt unter die Räder. Sie ist kurvig, sehr schmal und hat auf beiden Seiten eine hohe Mauer. Es fühlt sich an, als würde ich eine Bobbahn hinunterfahren. Im Dorf parkieren wir beim Schulhaus und erreichen das Castle zu Fuss schon nach 5 Min.
Das Castle selbst ist nicht gross. Die wichtigsten Räume sind restauriert. Zum Glück hat man kein nachgebautes Mobiliar hineingestellt. Der Audioguide ist für einmal super. Er bietet eine Fülle von Informationen über die damalige Zeit.
Danach fahren wir weiter in der Hoffnung einen alten Bekannten nochmals zu besuchen. Es handelt sich um den Ben A’an einen kleinen Hügel beim Loch Achray. Sein Gipfel bietet eine wunderschöne Sicht über das Loch Katrine und Achray. Leider werden unsere Befürchtungen bei weitem übertroffen. Alle PP’s sind hoffnungslos überfüllt. Wir fahren weiter und sehen überall das gleiche Bild. Auch entlang den Ufern des Loch Lomond sieht es nicht besser aus. Die Grossstädte Glasgow und Edinburgh sind nicht weit und es Pfingsten.
Auch die Suche nach einem Übernachtungsplatz erweist sich aus diesen Gründen als schwierig. Fündig werden wir an einer kleinen Nebenstrasse die vom Pass «Rest and be Thankful» abzweigt.
Um es morgen am Pfingstmontag etwas einfacher zu haben, beginnen wir schon heute für morgen einen Platz auf einem CP zu reservieren. Das stellt sich bald als schwierig aus. Fast überall ist schon voll oder es meldet sich nur der Beantworter. Wir weiten den Radius aus und werden bei Kilchoan auf der Halbinsel Ardnanmurchan fündig.
Inzwischen wird es auf dem Wanderparkplatz immer leerer. Sieht so aus, als wären wir heute Nacht alleine hier. Uns soll’s recht sein.