Durch das Larsec und über den Kesselkogel
Region |
Südtirol |
Datum |
6. August 2014 |
Schwierigkeit Wandern | T3 |
Schwierigkeit Klettersteig | WS |
Zeitbedarf | 10 Std. |
Strecke | Gardecchia - Passo delle Scalette - Passo di Lausa - Kesselkogel - Grasleitenpass - Gardecchia |
Aufstieg | 1400m |
Abstieg | 1400m |
Ausgangspunkt |
Mit dem Shuttle von der Talstation der Sesselbahn bei Pera. Kein Privatverkehr nach Gardecchia erlaubt |
Kartennr. |
Tabacco 06 1:25000, Val di Fassa e Dolomiti Fassane |
Wir haben Glück. Wir erreichen in letzter Sekunde den Shuttle Bus nach Gardeccia. Es wäre ärgerlich gewesen, wenn wir ihn nach dem Gehetze am frühen Morgen noch verpasst hätten. Die Eile hat natürlich einen Grund. Heute ist super Wetter vorausgesagt und das wollen wir natürlich nutzen.
Der Plan ist, auf der Route 583 über den Passe delle Scalette und den Passo di Lausa durch das Larsec bis zum Antermoia Pass zu gehen. Den Kesselkogel habe ich insgeheim aber auch schon eingeplant. Die Idee zur Tour stammt aus dem Buch „leichte Klettersteige Dolomiten“ von Eugen E. Hüsler. Er schreibt darin von einer einsamen Tour im Rosengarten. Das hatte uns natürlich interessiert.
In Gardeccia gehen wir ein kurzes Stück die Strasse hinunter biegen beim Schild Passo delle Scalette mit der Nr. 583 links ab. Nur eine handvoll Wanderer wählt die gleiche Route wie wir. Der grosse Harst geht hinauf ins Vajolettal.
Auf der linken Seite haben wir nun die eindrücklichen Wände und Türme des Larsec , rechts sehen wir über das Fassatal und die dahinter liegenden Berge. Der Pfad führt durch lichten Wald immer am Fuss der Wände entlang. In einer Karmulde wird das Gelände dann ein wenig rauer und ein rotes Schild markiert den Beginn des Scalette Steiges. Es ist ein einfacher Klettersteig. Es hat immer wieder Passagen ohne Sicherung was aber absolut kein Problem ist.. Die Felsrampe die zum Pass hinauf führt ist gut gestuft, mit ein wenig Spürsinn für das Gelände kann man gemütlich hochwandern. Das grösste Problem ist das lose Geröll. Wir müssen sehr aufpassen, damit wir die Wanderer weiter unten nicht gefährden
Auf dem Passo delle Scalette wandert das KS Set in den Rucksack. Den Gurt behalten wir an. Still ist es hier oben. Der See der normalerweise um diese Jahreszeit ausgetrocknet ist hat noch viel Wasser. Über Schwemmebenen gehen wir weiter in Richtung Norden und nach einem weiteren Aufstieg stehen wir auf dem Passo di Lausa. Die Aussicht ist so toll, dass wir beim Weitergehen nicht auf die Karte schauen und die Abzweigung (Abkürzung) zum Antermoiapass übersehen. Wir bemerken den Irrtum aber bald, trotzdem müssen wir ca. 100Hm wieder hinauf auf den Pass. Über ein steiles und hartes Schneefeld queren wir hinüber zum Weg der auf den Antermoia Pass hinauf führt.
Vor uns haben wir den mächtigen Kesselkogel. Wir diskutieren kurz, ob wir ihn überschreiten sollen. Helene hat ein wenig Zweifel bezüglich Zeitplanes aber der Gipfel reizt sie auch. Es ist erst 13:15, auch wenn es Wartezeiten geben sollte, haben wir ein gutes Polster. Der letzte Shuttle Bus geht um 19:00. Das sollte reichen. Wir beschliessen die Überschreitung zu machen.
Der Einstieg ist an einem dreieckigen Vorbau auf der NO Seite. Auf dessen linker Seite geht es hoch bis zur Spitze und dann ein wenig hinab in ein Sättelchen. Es folgt eine steile Stufe die hinauf auf ein gerölliges Band führt, das von rechts unten in südlicher Richtung bis hinauf auf den Gipfel führt. In der steilen Stufe hat es zwei Leitern die über schwierige Stellen hinweg helfen. Hier kommen uns zwei grössere Gruppe entgegen, was uns eine Wartezeit von ca. 10 Min. beschert. Danach haben wir den Berg zu unserem Erstaunen fast alleine. Wir treffen nur noch einzelne andere Berggänger an. Das Band hinauf auf den Gipfelgrat bietet keinerlei Schwierigkeit. Auch hier ist Steinschlag das grösste Problem.
Wir haben knapp 1 ½ für den Aufstieg gebraucht. Um 15:00 sind nur noch drei weitere Personen auf dem Gipfel. Es ist still, nur den Wind hört man am Gipfelkreuz. Wir sehen weit hinaus über den Rosengarten zum Latemar, zur Marmolada, zur Sella usw.. Aber irgendwann müssen wir wieder hinunter. Zuerst müssen wir auf dem bröseligen und schmalen Gipfelgrat nach Norden und dann hinunter. Ähnlich wie auf der Ostseite hat es auch hier ein Band das uns weit hinunter bringt. Aufmerksamkeit verlangen hier die ungesicherten Passagen vor allem deshalb, weil auf ihnen noch dicke Graupelschichten liegen. Weiter unter brauche ich dann den Schutzengel. Das Seil führt ein wenig unbequem unter die Felsen. Ich denke die Alternative aussen herum sei besser und klinke mich aus. Beim Heruntklettern habe ich plötzlich einen vermeintlich festen Griff in den Händen. Irgendwie kann ich mich retten. Der zweite Versuch klappt dann ohne Probleme. Die Sache hätte übel ausgehen können. So schnell kann es gehen wenn die Konzentration ein wenig nachlässt. Kurz vor dem Ausstieg hat es dann noch eine ungesicherte Stelle mit wenig Griffen und Tritten. Ein wenig vorsichtiger meistern wir auch diese und sind kurz darauf bei der Grasleitenpasshütte,
Der Rest ist schnell erzählt. Zügig wandern wir nun hinunter nach Gardeccia. Bei den Hütten halten sich nur noch wenige Leute hinauf. Zufrieden erreichen wir um 18:15 Gardeccia. Wir haben sogar noch 45 Min. Reserve. Für die Tour haben wir 9 ¾ Std. gebraucht.
Wir können die Tour sehr empfehlen. Sie hat den grossen Vorteil, dass der grosse Rummel am Kesselkogel bereits vorbei ist, wenn man die Überschreitung beginnt. Das bedeutet weniger Steinschlaggefahr und auch weniger Wartezeiten.