Piz Pisoc, 3174m

 

Datum: 31. Juli 2011

Schwierigkeit Wandern: T5

Auf- und Abstieg: 1700m

Zeit: 12 Std.

 

Während unserer Ferien in Ftan vor 2 Jahren hatte ich jeden Morgen den imposanten Piz Pisoc vor Augen. Seit diesen Ferien ist der Piz Pisoc auf unserem Radar. Dank Omega3's Bericht, dem einzigen Sommerbericht auf Hikr, wussten wir in etwa was uns erwartete. So starteten wir am Sonntagmorgen um 6:15 beim Parkplatz in Fontana. Wir sind ein wenig skeptisch, die Tour  könnte für uns eine Schuhnummer zu gross sein. Aber wir wollen einmal bis zur Rinne gehen und uns die Sache ansehen.

 

Zu Beginn gehen wir auf  einem guten Weg dem Bach entlang hoch bis zum Punkt 1715. Dort kreuzen wir den quer verlaufenden Weg und gehen weiter auf einem schönen Pfad durch den Wald. Wir kommen an zwei Jägerhochsitzen vorbei. Bald lassen wir den Wald hinter uns und halten auf den breiten Felsriegel zu, der auch von der anderen Talseite gut zu sehen ist.  Zwischendurch müssen wir aufpassen, dass wir die schwach ausgeprägten Pfadspuren nicht verlieren. Sie führen östlich des Felsriegels mit dem Punkt 2284m hoch und gehen dann weiter auf einen zweiten Riegel zu haltend. Auch diesen passieren wir in mühseligem Geröll auf der Ostseite. Das Gelände wir immer übler. Vor allem das Queren der kleinen Rinnen, die bei Regenfällen entstehen, ist sehr mühsam. Südlich des Punktes 2558 können wir das Geröllfeld sehen, welches zum Beginn der Rinne hinauf führt. Wir entscheiden uns nördlich der Felsen aufzusteigen. Es ist steil und verspricht kein Vergnügen zu werden. Wir teilen Omega3's Meinung, es ist der mühsamste Teil des Aufstieges. Eine gute Nase für die beste Route ist hier von Vorteil.

Aber auch das schaffen wir und schon blicken in die Rinne. Kein Problem denke ich, auch Helene erhebt keine Einwände und so steigen wir in die Rinne hinein. Zu Beginn sind wir direkt in der Rinne. Gerade als wir dabei sind auf die linke Seite zu queren poltert eine Ladung Steine herunter. Ausgelöst wurden sie von zwei Bündnern, die bereits wieder im Abstieg waren und uns noch nicht gesehen hatten. Der Berg wird relativ selten bestiegen und sie haben nicht damit gerechnet, dass noch jemand hoch kommt. Aber auch ohne menschliches dazu tun, ist die Rinne sehr Steinschlag gefährdet. Weiter gehen wir die mit viel Schutt beladenen Schrofen hoch, sehr vorsichtig um die beiden Bündner, die jetzt unter uns sind, nicht zu gefährden. Offensichtlich erwischen wir nicht immer die beste Variante aber irgendwann sind wir dann doch oben. Nun geht es weiter auf dem unübersichtlichen Grat Richtung Gipfel. Die rotweissen Markierungen sind sehr hilfreich. Ohne sie gäbe es bestimmt mehrere Verhauer.

 

Vor einem grösseren Aufschwung auf dem Grat mochte Helene dann nicht mehr. Sie hatte definitiv genug. Sie geht zurück zu einem schönen Platz auf dem Grat, wo sie bequem rasten kann und einen schönen Ausblick nach allen Seiten hat. Ich gehe allein weiter, allerdings mit einem etwas seltsamen Gefühl.  Es ist nicht das Gleiche, ob man die Tour von Anfang an alleine geht, oder ob man sich unterwegs trennt. Ich brauche von diesem Punkt noch eine halbe Stunde bis auf den Gipfel. Länger als ich geschätzt habe. Total war ich 6 ¾ Stunden unterwegs. Die Aussicht ist überwältigend. Tief unten liegen Scuol, Tarasp, S-charl usw. Die nächsten Nachbarn, schroff, dunkel und unnahbar. Ich habe gehofft, ich könnte hier ein schönes 360°  Panorama machen und habe deshalb  auch das grosse Stativ mit Dreiwegekopf hochgetragen. Leider war es zu dunstig und zu wolkig. Auf der Nordseite waren fast alle Gipfel in den Wolken. Ich suche noch nach Omega3's Schnecke, leider ist sie aber  nicht mehr da.

Noch den Eintrag in das Gipfelbuch machen, und dann beginnt der Abstieg. Es geht besser als ich erwartet habe. Einzig eine Stelle mit einer kleinen abdrängenden Platte ist etwas unangenehm. Aber auch das geht gut. Zurück bei Helene's Rastplatz ist alles in bester Ordnung. Sie hat sich gut erholt und so nehmen wir den Abstieg in Angriff.

 

Wir gehen oben direkt in die Rinne hinein und queren erst in die Schrofen hinaus, als wir auf die immer noch  gefrorenen Schneeresten treffen. Sie wären eigentlich auch noch gut für den Abstieg, aber ohne Eisen ist mir das zu risikoreich. So suchen wir uns über die Schrofen den besten Weg. Im Abstieg ist das wegen der besseren Übersicht einfacher. So bleibt auch Zeit um noch einige Fotos für die Hikr Dokumentation zu machen. Als wir die Rinne hinter uns  gelassen haben sind wir erleichtert. Nun schnell die Geröllhalde hinunter so dass wir endgültig aus dem Steinschlag gefährdeten Gebiet herauskommen. Wir nehmen ungefähr die gleiche Route wie beim Aufstieg. Ich habe mir vorher noch die Variante auf der Südseite des Felsens angesehen. Aber dort sieht es fast noch übler aus. Der Abstieg geht nun zügig voran. Das Surfen über die Geröllhalden geht schnell vorbei und dann bleibt nur noch der mühsame Marsch durch das Val Zuort zurück zum Ausgangspunkt.

 

Der Piz Pisoc war für uns eine anspruchsvolle herausfordernde Tour. Er ist sicher einer unserer Höhepunkte der Saison. Wir haben für die ganze Tour total 12 Stunden gebraucht. Das ist für uns ein akzeptabler Wert. Piz Pisoc Aspiranten empfehlen wir in der Rinne einen Helm zu tragen.

 

Zum Schluss noch einen herzlichen Dank an Omega3. Seine Fotos haben uns bei der Tourenvorbereiung sehr geholfen.